.....denn ich hasse nichts mehr als unnötigen Leistungsdruck! ;-)
Manchmal kommen mir Gedanken in den Sinn.
Manchmal zweimal die Woche, manchmal 2 Wochen gar nicht.
Manche sind wichtig, manche nicht, manche sind zum Teilen, manche nicht.
Wenn es was zu teilen gibt, dann werden Sie das hier lesen können.
Wenn gerade nicht, dann eben auch nicht. ;-)
Gedanken zum 21.10.2024: „Zufrieden sein“ oder : „Pferd gut drauf- Mensch verzweifelt!? “
Die meisten Pferdebesitzerinnen holen mich als Trainerin, weil es Probleme mit dem Pferd gibt. Oft haben 1-3 andere Trainerinnen schon aufgegeben und irgendwie kommt man dann um einige Ecken auf mich. Es hat sich regional herum gesprochen, dass ich mit Empathie, Erfahrung und Wissen für fast jedes Problem, ob physisch oder psychisch (eins bedingt das andere) eine Lösung hinbekomme. Das macht alle Beteiligten froh, stolz und zufrieden.
Immer? Nein, leider nicht immer. Selten, aber doch wiederkehrend erlebe ich ein Phänomen, das mich sprachlos macht. Sicher gibt es in der menschlichen Psychoanalyse eine genaue Bezeichnung dafür, die mir aber nicht bekannt ist.
Es handelt sich um das seltene Phänomen, das manche Pferdebesitzerinnen es offenbar nicht aushalten können, ein gesundes Pferd zu haben, das sich weiterentwickelt. Manch eine hält nach anfänglicher Freude über Fortschritte dann doch an den Problemen fest, die sich doch offensichtlich gerade auflösen. Oder entwickelt vermeintlich neue Probleme. Sieht Steifigkeiten wo keine sind. Sucht mehrfach im Jahr in Routineblutbildern ohne Anlass nach Auffälligkeiten, will immerzu Tipps für irgendwelche Entgiftungs-, Optimierungs- oder Aufbaupräparate haben, die das Pferd gar nicht braucht.
Oder ist nie zufrieden mit dem, was da so vor sich geht. Nach dem Motto: „Aber das sind noch keine 120% von dem, was ich da bei Insta/ im Buch/auf dem letzten Kurs gesehen habe.“ Das ist noch die angenehmere Variante. Was mich manchmal regelrecht schockiert ist, dass vermeintliche Probleme herbei konstruiert werden. Manchmal durch eine völlig falsche Wahrnehmung, manchmal durch fachlich absolut unprofessionelle Bemerkungen aus dem Netz oder von Menschen mit anderen Methoden oder Ansichten, die völlig andere Maßstäbe an völlig andere Pferde anlegen.
Manchmal aber sogar durch das bewusste oder unbewusste Herbeiführen von Situationen, in denen eine bestimmte Übung, eine Situation, eine Aufgabe einfach mit Ansage schiefgehen müssen, obwohl man es eigentlich doch besser weiß oder gelernt hat. Zack, ist der nächste subjektive oder manchmal auch objektive Rückschritt da. Ich sehe dann, was das alles mit unseren Pferden macht. Denn bei denen kommt an, dass man nie zufrieden ist, sich immer Sorgen macht und nie das hier und jetzt genießen kann.
Es MUSS also irgendwas nicht in Ordnung sein, wenn das Frauchen ständig so drauf ist. Wenn alles lange genug anhält, wird das Ganze dann leider wie ein Rattenschwanz zur selbsterfüllenden Prophezeiung
Was hilft? Eine Portion (Los)Gelassenheit! Von den Pferden erwarten wir diese doch auch! Ein wenig Vertrauen in die eigene Fähigkeit und die des Pferdes. Dazu eine Prise Geduld und man wird feststellen, dass sich viele Probleme von ganz allein lösen, solange man sie nicht dabei stört. ;-) Denn wer für jede Lösung ein Problem parat hat, der wird auf der Stelle treten. Und er stresst unnötig sich und sein Pferd. Freut Euch über die Zeit mit Euren Vierbeinern. Sie ist nicht unbegrenzt!
Gedanken zum 15.10.2024 : „Learned helpness weitergedacht“ oder Es trifft auch Zweibeiner!
In meiner Tätigkeit als Trainerin habe ich ja täglich mit ziemlich vielen Menschen (fast alle weiblich) jeglicher Herkunft und jeden Charakters zu tun. Abseits meiner eigenen Arbeit erlebe ich auch auf Reitplätzen und in Hallen, wie Kollegen so arbeiten und was das mit Pferdebesitzern macht. Für mich ist das immer wieder sehr interessant zu beobachten. Denn sowohl bei Schülerinnen als auch bei Trainern gibt es natürlich ganz verschiedenen Ansätze des Unterrichtes und der Vorgehensweise. Damit meine ich nicht die Methode, ein Pferd zu trainieren. Mal abgesehen davon, dass ich von Methoden nicht viel halte, weil mir persönlich Prinzipien wichtiger sind. Aber dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.
Ich sehe ganz häufig genau das, was ich im letzten Text für die Pferde beschrieben habe. Pferdebesitzer die sich selbst oder vom Trainer initiiert in eine erlernte Hilfslosigkeit bringen (lassen).
Die sich nicht viel zutrauen oder denen nicht viel zugetraut wird. Jeder Schritt wird überwacht oder hinterfragt. Viele Übungen werden von vorherein mit „klappt eh nicht“ eingeschätzt oder vom Trainer akribisch sekündlich korrigiert.
Natürlich ist in unserem Sport schnelle Reaktion und manchmal auch blitzschnelle Korrektur nötig. Keine Frage. Aber das ist in den seltensten Fällen so. Ich musste im Laufe der Jahre auch lernen, dass man es einfach mal laufen lassen muss. Die Pferde haben mir das beigebracht. Siehe oben. Man muss es eben auch mit den Menschen so machen. Deshalb stelle ich im Unterricht oft Fragen, statt Anweisungen zu erteilen. Rede viel von „Jugend forscht“ um Pferdebesitzer zu motivieren, Dinge zu probieren, sich selbst einen Kopf zu machen und zu schauen, was passiert. Ich sehe es als meine Aufgabe an, den Pferdebesitzer zum selbstständigen kreativen Mentoren für sein Pferd zu machen, der eigene Ideen entwickelt, sich auch mal selbst weiterbildet und neue Dinge probiert. Erfahrungslernen ist das Zauberwort. Worauf man selbst kommt, das bleibt hängen und es macht stolz, schafft Selbstbewusstsein und den Mut, weiterhin Dinge auszuprobieren.
Wie das kleine 4jährige Mädchen auf dem Schwebebalken…..
Für mich ist es das größte Lob, wenn eine Schülerin irgendwann sagt: „Beate ich danke Dir. Ich glaube, ich hab jetzt so viel gelernt, dass ich ohne Dich weiter machen kann.“ Das macht alle Beteiligten stolz und schafft Platz für die Nächste, die vielleicht noch am Anfang steht.
Gedanken zum 05.10.2024: „Learned Helpness“ light oder Babysitting hilft nicht...
Die erlernte Hilflosigkeit kennt heute fast jeder im Pferdebereich. Pferde die zusammengezogen und physisch wie psychisch geknebelt sich ihrem Schicksal ergeben haben und im günstigsten Fall Dienst nach Vorschrift tun. Sie machen sich dabei meist selbst kaputt, weil sie sich nicht trauen, sich gegen den Menschen aufzulehnen.
Es gibt aber auch noch eine andere Form von erlernter Hilflosigkeit. Und zwar bei Pferden mit denen es ihre Menschen ganz besonderes gut meinen. Es wird mit bester Absicht gepflegt und trainiert. Jeder Schritt wird unterstützt und angeleitet, jeder kleine Fehler freundlich korrigiert und wieder neu gestützt und bei jedem Schritt geholfen. Psychisch ist dieser Umstand natürlich deutlich pferdefreundlicher als obiger. Nur kommt man damit nicht weiter. Genauso wie Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen müssen, gilt dies auch für Pferde. Im Idealfall zeigt man dem Pferd ein oder zwei Mal, was man meint und lässt es dann probieren. Man muss nicht jeden unbalancierten Schritt immer am Hals abstützen und auch nicht jedes Bergab mit dem Zügel abfangen. Lasst sie erfahren, wie sie Probleme weitgehend allein lösen können.
Ich gebe dazu meinen Schülerinnen immer ein Bild an die Hand: Stell Dir ein 4 jähriges Mädchen im Tütü auf dem Schwebebalken vor. Es soll da drüber balancieren, zum erste Mal. Du hältst es nicht fest aber Deinen Zeigefinger ausgestreckt auf seiner Höhe. Wenn es schwankt kann es Halt finden, muss es aber nicht. Es wird mit unglaublicher Motivation versuchen, es allein zu schaffen. Und dann, um Einiges stolzer am anderen Ende ankommen. Genauso geht es unseren Pferden. Und nicht vergessen: Wenn sie nach der Übung stehenbleiben, Denkohren machen und mit den Augen zwinkern, sind das genau die 2 Minuten in denen sich die Lernerfahrung festsetzt. Unterbricht man das oder lässt es nicht zu, hat man ganz viel positives Ergebnis verschenkt. Also: Pferde brauchen keinen Babysitter sondern einen Mentor! In diesem Sinne viel Spaß beim Üben.
Gedanken zum 3.9.2024: „Instamania“ oder Außendarstellung vs. Beziehung
Im Moment geht ein Aufruf zum Beitritt in eine neue Bewegung durch die Pferdewelt. #doitride soll das Bild unseres Sports in der Öffentlichkeit verbessern helfen. Für diesen Zweck soll man mit obigem hashtag Fotos und Videos von sich und seinem Pferd in den sozialen Medien posten, um der Welt zu zeigen, wie pferdegerecht man arbeitet. Die Absicht dahinter ist sicher gut. Für mich persönlich liegt aber genau da der Hund begraben.
Ich nehme mich nicht aus: ich hatte auch eine Zeit in der ich fast jeden Schritt von mir und Maggie in Bild oder Video festhielt und auf Facebook der Allgemeinheit präsentierte. Instagram war damals noch in den Kinderschuhen. Das ging bestimmt ein Jahr oder länger so . Bis ich merkte, dass die Außendarstellung unsere Arbeit schleichend wichtiger wurde, als unsere Arbeit selbst und unser Verhältnis zueinander. Und ich merkte, dass Maggie das schon länger bemerkt hatte. Denn genau so schleichend wie die Außendarstellung für mich wichtiger wurde, wurde unsere Beziehung flacher.
Es ist wie mit den Menschen, die im Konzert, im botanischen Garten, im Urlaub, im Nationalpark permanent mit dem Handy unterwegs sind. Nehmt ihnen das Handy weg und fragt sie mal, was sie da gestern, letzte Woche, heute Vormittag erlebt haben. Die Antwort wird nicht überraschend sein.
Wir sollten nicht glauben, dass unsere Pferde es nicht bemerken, dass nicht sie im Moment des Zusammenseins der Mittelpunkt unserer Welt sind, sondern wir uns eigentlich selbst dazu machen. Denn auch wenn es einige bestreiten mögen, geht es in den sozialen Medien in erster Linie um SELBSTdarstellung. Bei dieser Selbstdarstellung hat unser Pferd nur eine dem Zweck dienende Nebenrolle, obwohl es doch die Hauptrolle verdient hat und diese auch essentiell wichtig für die Beziehung ist. Die vereinzelten Bemerkungen: „ Na die soll doch erstmal zeigen, was sie selbst macht und kann, statt uns Ratschläge zu geben.“ lächle ich dann persönlich weg. Ich verschicke Videos von mir an Schüler, die gern wissen wollen, wie man ein bestimmtes Problem lösen kann. Regional sage ich einfach: „Gern, kommt doch mal vorbei .
Gedanken zum .Sommer: "Es grünt so grün" oder "Disziplin" ist alles ?
Auf meinen Artikel letztens in der "Pferd und Freizeit" zum Thema pferdegerechte Ausbildung erreichte mich Einiges an Feedback, unter anderem eine Mail, die ich euch (mit Einverständnis der Verfasserin natürlich) mal ganz unkommentiert weitergeben möchte:
Am 28.06.2024 um 14:19 schrieb Beate L.:
> Hallo,
> ich entscheide mich jetzt mal für das Reiter-Du und hoffe, das ist ok. Ich habe mit großem Interesse deinen Artikel in der Pferd und Freizeit gelesen und anschließend auf deiner Website gestöbert. Vielen Dank für die vielen Inforationen und Anregungen! Wirklich schade, dass Berlin so weit weg ist. Beim Stöbern auf deinen Seiten ist mir das Thema Fressen lassen beim Ausreiten untergekommen und ich wollte fragen, wie du das handhabst.
> Ich habe dazu bei meinen Spaziergängen mit Pferd selbst schon etwas herumexperimentiert und war wieder völlig davon abgekommen, weil ich immer mal wieder ein schrecklich grätiges Pferd hatte, wenn ich die Graspause ihrer Meinung nach zu früh beendet hatte oder wenn es zu lange dauerte, bis sie kam. Wenn ich jedoch jegliches Fressen kategorisch untersagte, reichte ein "Scht", wenn der Kopf runter ging und sie hat es gelassen und war auch nicht knatschig. Dennoch ist mir natürlich bewusst, dass unsere intensiv genutzten Weiden und Heuwiesen keine ausreichende Vielfalt an Pflanzen bieten und es deswegen wünschenswert wäre, wenn die Pferde die Pflanzen der Umgbung nutzen könnten. Beim Füttern aus der Hand habe ich gemerkt, dass es sehr auf das "wie" ankommt. Seit meine Stute gelernt hat, dass sie das Leckerli erst bekommt, wenn sie den Kopf gerade lässt oder von mir weg dreht, haben wir auch mit hektischem Herumsuchen oder gar Taschenzippeln kein Thema mehr. Deswegen hoffe ich auf Tipps, wie man es handhaben kann, um einerseits dem Pferd das Fressen zu ermöglichen, wenn es etwas riecht oder sieht, was der Gesundheit zuträglich wäre und andererseits meinem Wunsch nach Sicherheit, der ja hinter Kontrolle und Disziplin steckt, gerecht zu werden.
> Es wäre super, wenn du dazu etwas über deine Erfahrungen schreiben könntest.
> Herzliche Grüße aus dem feucht-warmen Süden
> Beate L.
Meine Antwort:
Hallo Beate (Namensvetterin) ;-)
vielen Dank für Deine nette Mail und das Kompliment für meinen Artikel.
Zu Deiner Frage:
Du hast schon mal ein gutes Stück gemeistert, wenn Deine Stute weiß, dass Du kein Futterautomat auf zwei Beinen bist. Wenn das klappt, bist Du schon sehr viel weiter als die meisten Pferdebesitzer. Denn ganz oft sehe ich nur zwei Alternativen: Diejenigen, die das Futterlob verteufeln, weil sie es nicht steuern können und die jenigen, die durch ihre Pferde zum Leckerchenautomat degradiert wurden.
Im Prinzip steckt die Antwort auf Deine Frage schon in Deiner Aussage : "um einerseits dem Pferd das Fressen zu ermöglichen, wenn es etwas riecht oder sieht, was der Gesundheit zuträglich wäre und andererseits meinem Wunsch nach Sicherheit, der ja hinter Kontrolle und Disziplin steckt, gerecht zu werden."
Welches Sicherheitsrisiko gehst Du denn (vermeintlich) ein, wenn Du das Fressen gestattest? Wieviel Kontrollmöglichkeit und Disziplin erwartest Du? Wie ist Deine Grundannahme zur Notwendigkeit von Kontrolle und Disziplin?
Ich muss dazu vielleicht ein wenig ausholen. In einer Pferdeherde gibt es keine lineare Rangordnung. Das ist inzwischen seit einigen Jahren wissenschaftlich bewiesen. Jeder macht das, was er am Besten kann und die "Oberhoheit" hat nie ein einzelnes Pferd. Manche bestimmen, wann geflüchtet wird, manche bestimmen, wann weiter gewandert wird, manche bestimmen, wer wann wo fressen darf..... etc. pp. Wer was wofür bestimmt richtet sich nach der Kompetenz.
Und genauso ist das auch im Zusammensein mit uns Menschen. Das bedeuet aber auch, dass wir immer wieder unsere Kompetenz für verschiedene Situationen unter Beweis stellen müssen. Stuten sind da besonders anspruchsvoll. 😉 .
Kompetenz ist aber nicht Disziplin und auch nicht Kontrolle. Kontrolle über ein 550 ++ kg Pferd mit eigenem Willen können wir uns eh abschminken, wenn das Pferd nicht kontrolliert werden will und/oder Disziplin mit falschem Gedankenansatz durch den Menschen vermittelt wird. Ich höre immer wieder, dass das Pferd uns ja schließlich als Boss akzepieren müsse. Das tut es aber nicht bedingungslos, weil es so von der Natur gar nicht vorgesehen ist. Siehe oben.
Da Du das mit dem Futterlob offensichtlich gut gelöst hast, bist Du da schon auf dem richtigen Weg.
Wenn Deine Stute auf dem Spaziergang oder dem Ausritt gern Gras, Kräuter etc. fressen will, ist Dein Gedankengang, das zuzulassen, weil sie das, was sie da kauen mag auch braucht, schon mal TOP!
Nun lässt Du sie einfach fressen. Anfangs etwas länger, sagen wir mal so 1-2 Minuten. Dann holst Du sie mit der Nase vom Gras weg, zur Not auch deutlich mit Strick oder Zügel. Gehst ein paar Schritte und erlaubst kein Fressen. Nicht zu lange ausdehnen, ein paar Schritte nur. Dann darf sie wieder einen Moment fressen. Das Ganze widerholst Du ein paar Mal. Nach ein paar Tagen wirst Du feststellen, dass Deine Stute gemerkt hat, dass sie darum bitten darf, zu fressen und Du die Bitte mit "Ja" beantwortest. Für einen Moment. Dann aber wieder weiter gegangen wird, bis zum nächsten Gras-Kräuter-wasauchimmer-Büschel. Mit der Zeit kannst Du auch mal die erste Anfrage Deiner Stute mit "Nein" beantworten, sie erst noch ein Stück gehen lassen und dann erst selbst das grasen ansagen. So bekommst du nach und nach einen Dialog dazu. Sie fragt, Du antwortest und die Antwort wird akzeptiert.
Dieses Verfahren kann man übrigens auch fast 1:1 auf alles andere übertragen. Vorsichtiges Schubbern am Menschen, artiges Fragen nach einem Keks mit den Augen oder ganz vorsichtig mit der Nase, Gangartenwechsel an der Longe oder unter dem Sattel......Alles kann man in einem Dialog lösen.
Und das Schöne ist: Kein Pferd der Welt versucht deswegen, die Weltherrschaft an sich zu reißen! 😉 Im Gegenteil: Du wirst nach einiger Zeit feststellen, dass die Achtung die Dein Pferd vor Dir hat (ich schreibe bewusst NICHT Respekt oder Disziplin!) täglich steigt. Je mehr Du ihm zeigst, dass Du seine Probleme und Wünsche hörst, kompetent bist und mit ihm eine Vereinbarung dazu triffst, je schöner wird euer "Herdenleben".
Ich hoffe, es ist nicht zu lang geworden und ich konnte Dir etwas mitgeben.
Zum Schluss noch die Frage, ob ich Deine Frage und meine Antwort bei Gelegenheit auf meiner Website veröffentlichen darf. Das wäre nett. Dir ein schönes Wochenende und weiter ganz viel Spass mit Deiner Stute.
Achso, zum Thema Berlin ist so weit: Ich mache auch Video und/oder Onlineunterricht. 😉 Ganz liebe Grüße aus einem ebenfalls schwül-warmen Berlin von Beate
Gedanken zum 4.5.2024 ….. „OmG, der Brustkorb hängt“ oder Wie nutze ich denn nun den Wagenheber
Im letzten Text habe ich meine persönliche Meinung zum Thema Trageschwäche erläutert. Am Ende gab es den Tipp: Holt den Wagenheber raus! Wie funktioniert aber nun der Wagenheber?
Dazu muss man etwas ausholen. In meiner Zeit mit Pferden (und das sind inzwischen genau 50 Jahre) hat man mir Jahrzehnte lang erzählt, ich müsse mein Pferd „zusammenstellen“, müsse die Hinterhand „absenken“ um die Vorhand damit „anzuheben“. Die „Hanken müssen sich beugen, damit der biomechanische „Hebel“ funktioniert. Etc. pp..
Die letzten paar Jahre haben mein so lange so mühselig erlerntes Weltbild aber tatsächlich komplett über den Haufen geworfen. Denn, ohhh Wunder, so geht’s nämlich nicht! Das hätte nicht nur mir schon länger auffallen können.
Zumindest seit ich als Trainerin unterwegs bin, was inzwischen auch schon 16 Jahre der Fall ist, habe ich nach und nach instinktiv schon andere Techniken und Ansätze ausprobiert. Einige tolle Pferdemenschen in meinen diversen Weiterbildungen haben mir, jeder für sich, mehrere kleine Puzzlestückchen in die Hand gegeben, die ich zusammensetzen konnte. Den ganzen großen Rest haben mir die Pferde erklärt, die ich trainieren darf. Daraus ergab sich dann eine ziemlich effektive Erkenntnis.
Erster großer Lernprozess: Der Mensch muss sich nicht permanent einbilden, er wisse besser, wie mit dem Pferdekörper umzugehen wäre, als das Pferd das selbst weiß. Wir müssen auch nicht permanent glauben, dass Pferde die Kompetenz für ihren Körper völlig verlieren, nur weil wir uns auf sie setzen. Dem ist mitnichten so.
Also: Hinhören, hinschauen und vor allem hinein fühlen.
Ein Pferd hat als Fluchttier ein einziges großes Verlangen: Den Schwerpunkt seines Körpers und damit die Balance nicht zu verlieren. Dieses Ansinnen bleibt immer gleich. Ob mit oder ohne Reiter. Der Schwerpunkt wird immer durch das Hinstreben des Pferdes zum selbigen wieder gewonnen. Nicht durch das wegdrücken des gegenüberliegenden Seite. Das ist schon mal ein eklatanter Unterschied für die eigene Hilfengebung.
Am Boden, aber vor allem im Sattel.
Das Wegweichen vom Druck muss ich einem Pferd mühselig beibringen. Ich werde immer zuerst Widerstände ernten, denn jeder weiß: Druck erzeugt Gegendruck. Das ist normal, aber der Mensch will das Gegenteil. Nicht logisch für ein Pferd! Also lassen wir das doch einfach erst einmal sein und breiten uns in die Richtung aus, in die wir das Pferd haben wollen. Das ist für das Pferd logisch und viel einfacher zu verstehen. Es folgt der Richtung meiner Energie und meines Gewichtes.
Tada: Die klassische Gewichtshilfe. Immer zitiert, fast immer falsch verstanden. Zu oft sieht man wahlweise abknicken, herumrutschen, verdrehen und das Ganze immer in Verbindung mit dem Druck auf der diagonalen Seite. Genau dieser Druck führt dann zur Verwirrung beim Pferd.
Der Gedanke, dass das Pferd dem Druck weichen muss, ist nach meiner Meinung absolut zu überdenken. Und zwar der Druck aus jeder Richtung, vor allem der des „Zusammenstellens“. Damit machen wir Pferde klein, steif und eng. Das gerittene Pferd soll sich ausbreiten. Es soll sogar mit leichtem Gegendruck antworten. Durch ausbreiten seines eigenen Körpers. Ausbreiten gegen den Boden, gegen den Reiter, gegen die weiche Hand gegen den drehenden oder weisenden Körper des Reiters.
Dieses Ausbreiten führt zum Aufspannen des Körpers innerhalb seiner faszialen Möglichkeiten. Es macht stabil, balanciert und es fühlt sich für das Pferd toll an.
Die Herausforderung ist, diese Möglichkeiten nach und nach zu erweitern. Ach dazu hab ich weiter unten schon was geschrieben. Das erreicht man mit vorsichtigem Anleiten, das Pferd entdecken lassen, wieder nachfragen und bitten, das Pferd verarbeiten lassen. Dazu sind häufige Pausen in einer Einheit und ebenso Tage ohne Training nötig. Ruhetage braucht es besonders nach überschwelliger Belastung. Ohne eine Pause von 48 Stunden nach überschwelliger Belastung kann die Muskulatur sich nicht aufbauen. Sehnen und Bänder brauchen noch deutlich länger. Das Stichwort dazu heißt Superkompensation. Im menschlichen Sport schon lange erforscht, im Pferdetraining oft nicht einmal bekannt. Wie oft hört man: Aber ich reite doch jeden Tag, aber die Muskulatur wird immer weniger. Eben! Doch zurück zum Thema.
Der ausbreitende Effekt öffnet den Brustkorb, bringt die rumpftragenden Muskeln und Bänder zum Arbeiten, hebt die ganze Vorhand. Bis dahin habe ich persönlich noch keinen übertriebenen Wert auf irgendein falsch verstandenes vorwärts gelegt. Aber auch nicht unbedingt gebremst, solange das Pferd mir nicht davonläuft.
Aus der Hebung der Vorhand durch Ausbreiten und nutzen des Gegendrucks des Untergrundes ergibt sich dann durch das Zusammenspiel der Strukturen die Entlastung der Vorhand und ein vermehrtes Beugen der großen Gelenke der Hinterhand. Das hat aber nichts mit „Kruppe senken zu tun. Denn der Winkel der Kruppe darf sich nicht verändern. Ansonsten öffnet sich nämlich das Lumbosakralgelenk als einzige kraftschlüssige Verbindung zwischen hinten und vorn und das Recycling der Kräfte von vorn nach hinten und umgekehrt ist gestört. Das Becken sackt ab, die Brustwirbelsäule kann nicht mehr dagegen halten und alle Bemühungen verdrehen sich ins Negative. Genau aus diesem Grund kann auch das viel beschworene Hebelprinzip nicht funktionieren. Hebel mit flexiblen, lebenden Verbindungen gibt es nämlich nicht.
Das Ganze habe ich bereits am Boden vorbereitet, indem ich den Rahmen über zum Beispiel Zügel und Gerte in der Arbeit an der Hand oder Longe und Peitsche in der Arbeit auf Entfernung nutze. Immer in Verbindung mit meiner Körperenergie, die in jeder Minute, ob Training oder nicht, meinem Pferd einen bestimmten Rahmen gibt.
Man muss dafür kein Naturtalent sein. Viel wichtiger als der perfekte Sitz oder die aristokratische Haltung am Boden sind das tiefe Verständnis der Zusammenhänge, der Blick über den Tellerrand und das Verständnis für das jeweilige Pferd. Dann ist gutes, pferdegerechtes Training absolut kein Hexenwerk.
Gedanken zum 4.4.2024: „Trageerschöpfung“ oder: Wie man aus schwammigen Modewörtern ein Geschäftsmodell macht.
Er-schöp-fung/Erschö́pfung : Substantiv, feminin [die], durch übermäßige Anstrengung hervorgerufene Ermüdung
Ganz genau. Nicht mehr und nicht weniger.
Was wissen wir denn? Dass ein Pferd 62% seiner Last im vorderen Bereich seines Körpers trägt, dass es im Idealfall mindestens 16 Stunden täglich mit der Nase auf dem Boden durch sein Leben läuft, dass im Brustkorb das größte Organ, nämlich die Lunge, liegt und dass das Pferd keine knöcherne Stützen hat, die seinen Brustkorb oben halten. Punkt.
All das ist aber noch lange keine Erschöpfung. Das ist der Normalzustand. Bei manchen Pferden kommen dann vielleicht noch ein ungünstiges Gebäude oder ein ängstlicher Charakter dazu, die die ganze Sache verkomplizieren.
Auch das ist aber immer noch Normalzustand.
Jetzt kommt der Mensch und beginnt, oft ohne tiefere Kenntnis der Strukturen und der Funktionen, ein Pferd zu trainieren. Zu oft wird dabei immer noch zu viel Wert auf den „Motor“ gelegt, der ja beim Pferd bekanntermaßen hinten sitzt. Nur hat der Heckantrieb völlig seinen Zweck verfehlt, wenn man nicht zuerst die Vorderachse verstärkt. Denn auch bereits ohne Reiter am Steuer droht sehr schnell Achsbruch.
Das hat aber nichts mit Ermüdung zu tun. Denn auch die ausgeruhte Vorderachse wird bei unverändert heftigem Heckantrieb nicht stabiler. Im Gegenteil.
Um wieder vom anschaulichen KFZ-Vergleich weg zu kommen: Ein untrainierter Rumpftrageapparat, bestehend aus Muskeln, Bändern und Faszien, hat häufig gar nicht viel mit „Erschöpfung“ zu tun. Wenn er erschöpft ist, ist sehr vieles schon sehr lange falsch gemacht worden.
Untrainierte Rumpfträger sind immer die Ausgangssituation in der Pferdeausbildung. Und erschöpfte Rumpträger erst später manchmal das Ergebnis von falschem Training.
Nun muss und sollte man aber nicht, wie in letzter Zeit, fast inflationär mit dem Schlagwort „Trageerschöpfung“ ganz vielen Pferdebesitzern die Angst in den Kopf pflanzen.
Manche trauen sich ja nicht mal mehr zu reiten.
Als Trainerin werde ich in letzter Zeit von jeder zweiten Schülerin, die neu kommt, gefragt, ob ich glaube, ihr Pferd wäre trageerschöpft. Nein, ist es nicht. Es ist sicher noch Luft nach oben für das Training der Rumpfträger. Das ist aber ein Unterschied, keine Spezialwissenschaft und auch kein Hexenwerk. Das ist lediglich angewandte, ganzheitliche Gymnastizierung, die schon vor 150 Jahren und früher von guten Pferdeleute betrieben wurde.
Es gibt natürlich auch Pferde, die in eine zusätzlich zu den natürlichen Gegebenheiten verschärfte Rumpfträgerschwäche hineintrainiert worden sind. Siehe oben: zuviel falsch verstandener Heckanatrieb. Aber auch das ist korrigierbar. Und mit durchdachter Arbeit, mit manchmal ganz kleinen, ganz simplen Trainingstools geht das sogar ziemlich schnell. Und schon bessern sich Hufrollenbefunde, Beugesehnen und Fesselträger atmen auf, diffuse Lahmheiten verschwinden, die schiefen und unterschiedlichen Hufe begradigen sich und der moderate Heckantrieb hat nicht mehr viel Arbeit zu leisten, um das Pferd über die entstandene „Rampe“ Vorhand nach vorwärts aufwärts zu federn. Nebenbei beugen sich auch noch die großen hinteren Gelenke. Das ist die Folge des trainierten Rumpftrageapparates und ein Zusammenspiel. Es ist nicht die Voraussetzung für eine entlastete Vorhand! Kein Pferd kann rein aus der Winkelung seiner Hinterhand bei bis nach vorn durchgängig beweglichen Strukturen seine Vorhand anheben. Das ist Physik Klasse 9.😉
Also : Legen wir den Hebel beiseite und holen den Wagenheber!
Gedanken zum 10.2.2024: Vorbildwirkung oder „ Gut gemeint ist oft nicht gut gemacht“
Ich lese seit 20 Jahren und immer noch (bis Juli, dann ist die Kündigung wirksam) eines der großen deutschen Pferdemagazine. Es hat sich einfach so ergeben. Nicht alle Artikel sind immer fachlich gut und aufeinander abgestimmt. Auch tiefer gehendes Wissen findet man eher in anderen Bookazinen. Aber es ist manchmal recht unterhaltsam, die tierärztlichen Beiträge sind recht gut und sicher ist das Ganze für die Freizeitreiterin auch sehr informativ. Wenn da nicht in jedem Heft diverse Widersprüche und vor allem Fotos wären, die man eigentlich nur als weniger gutes Beispiel kenntlich machen sollte.
Im Letzten Heft ist beispielsweise ein heftig übergewichtiges Pferd zu sehe, das samt Besitzerin vorgestellt wird. Fünfzig Seiten später behandelt ein Artikel genau dieses Thema und referiert über Megajoule und zu viel Kohlenhydrate bei gleichzeitig zu wenig Bewegung und über die Crux mit viel zu vielen viel zu fetten Pferden mit lebensbedrohlichen Stoffwechselerkrankungen …….
Ein paar Seiten davor wird eine nette, ans Herz gehende Kolumne mit einem Bild untermalt, in dem ein Pferd samt Besitzerin mitten in einem in Vollblüte stehenden Rapsfeld fotografiert wurde. Nicht am Rand, oder mit Raps im Hintergrund. Nein, mitten drin. Super! Hoffentlich lässt niemand diese Zeitung irgendwo in einem Landwirtschaftsbetrieb oder beim Bauernverband herumliegen. Also echt…… !
Ich habe keinen Einblick in die Abläufe der Produktion eines Magazins. Aber gerade in unserem Metier, das zur Zeit schon sowieso extrem in der Kritik und unter Beobachtung steht, sollte man sich in der Redaktion seiner Verantwortung stärker bewusst werden. Deshalb vergeben ich heute Mal die „Mistgabel des Monats“ .
Gedanken zum 16.1.2024: Stabilität (Pferd) und Flexibilität (Mensch) oder „ Jeder tickt so, wie er kann“
Immer wieder fällt mir in meiner Arbeit auf, wie enorm unterschiedlich Pferde ticken, wie unterschiedlich ihre Möglichkeiten sind und wie unterschiedlich sie sich damit arrangieren. Das betrifft nicht nur unterschiedliche Rassen, sondern auch jedes individuelle Pferd einer Rasse. Kopf und Körper gleichen sich nie. Und es fällt mir auf, wie wenig manche Menschen das beachten.
Nicht immer haben wir günstige Konstellationen. Da ist die Stute mit der überbauten Kruppe, deren Rumpfträger wenig Chance hat, gegen den hinteren Teil anzuarbeiten. Da ist der Wallach mit dem tief angesetzten Hals und der engen Ganasche, der sich schwer tut, im Genick loszulassen. Da ist das Pferd mit der angeborenen Fehlstellung eines Vorderbeines, die sich auch durch bestes Training nicht vollständig verändern lässt. Da ist der Traber mit der ausgeprägten Schiefe, oder das hoch gezogene, hypermobile Warmblut. Das alles ist nicht perfekt, aber auch persé meist gar nicht sooooo schlimm. Denn unsere Pferde wissen sich gut zu helfen, um mit ihren Malessen umzugehen. Solange man als Mensch erkennt, wie viel man in dieses System eingreifen darf und wann es zu viel ist. Genau das ist die Crux.
Ein gutes Auge, Verständnis für tensegrale Zusammenhänge, Empathie für den Charakter und die momentane mentale Situation des Pferdes und das Verständnis pferdegerechter Trainingsprinzipien sind schon mal eine gute Voraussetzung. Die breite Masse der Pferdebesitzer kann das alles zusammen aber gar nicht leisten. Und das ist jetzt keinesfalls wertend gemeint. Denn die breite Masse der Pferdebesitzer muss das auch gar nicht leisten können. Sie hat zwei Alternativen.
Erstens: Man holt einen Trainer an seine Seite, der gut das nötige Wissen vermitteln kann, ist selbst bereit, dazu zu lernen und beobachtet sein Pferd ganz genau dabei. Ist es zufrieden im Training? Wieviel Widerstand ist da? Bewegt es sich besser? Wählt der Trainer im richtigen Moment die richtige Übung? Mit dem richtigen Training kann man oft mehr erreichen, als man geglaubt hätte. Der Kopf des Pferdes spielt dabei eine deutlich größere Rolle, als der Körper. Mir fällt da eine Stute aus dem ganz großen Sport ein, die vorn links eine heftige zehenenge Fehlstellung hat und trotzdem zufrieden und geschmeidig, immer noch gesund, ihre Grand Prix Prüfungen geht.
Zweitens: Der Pferdebesitzer kennt sich nicht so gut aus mit Rumpfträgertraining, Bodenreaktionskräften und speziellen Lektionen zur Balancebildung? Er ist selbst nicht der beste Reiter und hat auch keinen guten Trainer zur Verfügung? Das ist kein großes Problem, wenn er nicht gleichzeitig Dinge vom Pferd verlangt, die es in seinem Zustand und mit den Möglichkeiten des Pferdebesitzers gar nicht leisten kann. Man lässt das Pferd dann besser moderat in dem von ihm selbst gewählten System arbeiten, solange es dabei nicht panisch und unkontrolliert ist. Denn erst dann käme Stress auf und es ginge auf die Gesundheit.
Meint: Mit Liebe, Empathie und Bauchgefühl für das, was das Pferd gern tut, kann ich manches getrost vernachlässigen. Ist ein Pferd ungünstig gebaut und hat schon wegen seines Körperbaus kaum eine Chance auf vertikale Stabilität, macht sich aber im Gelände über den Schub gerade und schwebt ziemlich zügig schwingend durch den Wald, mag das für manche Augen ungewohnt sein. Das Pferd aber hat sich einen Weg gesucht, sich in sich zu stabilisieren und die Energie durch den Körper gehen zu lassen. Es ist zufrieden, lüftet seine Lungen und kommt seinem Bewegungsdrang nach. In diesem Moment arbeitet dieses Pferde ganz perfekt für seinen Zustand und ich muss und darf nicht versuchen, einen Maßstab anzulegen, der für ein rumpfträger-stabiles, gut gebautes, ausgebildetes Dressurpferd gilt. Ersteres Pferd wird sich auf dem Platz oder in der Halle schwer tun, weil schon der mentale Faktor des „Eingrenzens“ und das Wissen darum, dass der unverzichtbare Schub nicht angewendet werden kann, dazu führt, dass Ecken geschnitten, Zirkel vereiert und höhe Gangarten verweigert werden. Das Selbstschutzprinzip funktioniert hier nicht. DAS wäre dann eher schädliches Training. Im Gelände kann man dann in homöopathischen Dosen versuchen, den Schub immer für ganz kurze Sequenzen ein wenig zu verringern. Und zwar nicht, indem ich am Zügel ziehe, sondern in dem ich mit dem Körper den Durchschwung blockiere. Dann rollt sich nämlich auch der im Genick sehr leichte Warmblüter nicht mehr hinter die Senkrechte weg.
Die Hand fängt nur auf, wirkt niemals nach hinten. Reagiert das Pferd, folgt sofort Lob. Das klappt anfangs vielleicht für ein-zwei Trabtritte oder Galoppsprünge. Die Wiederholung bringts dann und vor allem die Erkenntnis des Pferdes, dass es offenbar noch eine andere Lösung gibt, als zu schieben. Weil diese Lösung sich eigentlich noch besser anfühlt, als die vorherige eigene, wird das Pferd schnell selbst versuchen, zu dieser Lösung zu kommen. Das nennt man intrinsische Motivation. Auf umgrenztem Raum wird man das mit solchen Pferden schlecht erreichen, weil der Pferdekopf schon abgeschaltet hat, als man selbst „Tür frei!“ rief. Da ist dann gar nix mehr mit Motivation.
Das Fazit ist: Pferde wissen erstmal am Besten, wie sie mit ihrem Körper klarkommen, solange wir nicht versuchen, sie entgegen ihrer Möglichkeit zu manipulieren. Wollen wir die Möglichkeiten erweitern, geht das nur mit dem Einverständnis des Pferdes. Wir müssen vorsichtig anleiten und sie dann probieren lassen. Das funktioniert nur mit einem freien Pferdekopf. Daran hängt alles.
Gedanken zum Jahresende: „Work-Life-Balance“ oder „Wie funktioniert eigentlich unsere Gesellschaft“
Es wird immer öfter festgestellt: Arbeitgeber sind in heutzutage in einer völlig veränderten Position. Mal abgesehen davon, dass die Ansicht, dass die meisten Unternehmer unsoziale Kapitalisten wären, weit verbreitet ist, lautet bei Bewerbungsgesprächen inzwischen die erste Frage des Bewerbers heute meist nicht mehr: „Was ist meine Aufgabe in Ihrem Betrieb“ sondern oft: „ Wieviel Urlaub bekomme ich?“.
Ich finde es gut, dass Menschen heute etwas mehr auf ihre eigene seelische und physische Gesundheit achten, als wir oder besonders auch als unsere Eltern das getan haben. Aber was die meisten bei dieser Vorgehensweise nicht bedenken, vielleicht, weil sie es einfach nicht wissen: Es gibt einen Arbeitszeitrahmen in jeder Gesellschaft, der nötig ist, um selbige überhaupt überlebensfähig zu halten. Ob Gesundheitswesen, Feuerwehr, Polizei oder auch die Industrie, die Landwirtschaft etc. pp. . Das ist keine Entscheidung Einzelner.
Es ist unverzichtbare Arbeit zu tun, für die eine bestimmte Menge Stunden benötigt wird. In Zukunft wird es deutlich weniger Menschen geben, die diese Arbeit leisten können. Wie lösen wir den Widerspruch? In dem weniger Menschen weniger Stunden Arbeit leisten? Wohl kaum! Automatisierung wird dieses Problem in den wichtigsten Bereichen nicht lösen!
Für die wenigen Stunden, die geleistet werden möchten ist Vergütung nicht unbegrenzt möglich. An Vergütung hängt aber viel mehr als sich die meisten Menschen bewusst sind. Ob ich selbst mit weniger Geld auch klarkomme, ist gar nicht primär ausschlaggebend. Rentenversicherung, Krankenversicherung und vor allem Steuereinnahmen sind abhängig von Löhnen und Gehältern. Wer finanziert Gesundheit, Schulen, Polizei, Bürgergeld und nicht zuletzt die gesamte Staatsdemokratie, wenn die Einnahmen schwinden? Der Ansatz „Zeit ist wichtiger als Geld“ ist löblich aber eigentlich purer Luxus.
Und zwar nicht nur für den Einzelnen, sondern für uns alle.
Manchmal erinnert mich die Einstellung des einen oder der Anderen um mich herum stark an 17 Jahre Vorstandsarbeit in meinem Reitverein: 10% ackern sich doof und der Rest lehnt sich entspannt zurück und kritisiert lustig jeden Umstand, der nicht ins eigene Weltbild passt. So funktioniert aber unsere Gesellschaft nicht auf Dauer. Leistungsprinzipien und Wettbewerb abzuschaffen und den nachfolgenden Generationen möglichst jeden Stein aus dem Weg zu räumen ist Gift für eine Gesellschaft und für jeden Einzelnen. Denn wir berauben uns mit diesem Vorgehen selbst unserer Entwicklung. Der Stolz auf sich selbst und das Selbstbewusstsein aus dem wir neue Kraft schöpfen ist unbezahlbar. Ohne Herausforderung und Wettbewerb fehlt da eindeutig was. Ich bin jedenfalls an den kleinen und großen Problemen, Schicksalen und dem Gegenwind in meinem Leben immer am stärksten gewachsen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen für das Jahr 2024 eine gute Balance zwischen Work, Life und Herausforderung.
Gedanken zum 24.12.2023
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und ich blicke zurück auf eine wunderbare Zeit mit vielen schönen Erlebnissen mit Pferden und Menschen.
Ich sage DANKE an alle meine Reitschülerinnen für das mir entgegengebrachte Vertrauen und die Möglichkeit, Kraft und Motivation aus eurer Freude und den Erfolgen mit euren Pferden zu schöpfen. Ein großes Danke geht auch an meine lieben Kolleginnen Claudia Benedela und Anna Jantscher für die wieder so wertvolle Weiterbildung in diesem Jahr und den ständigen Austausch zum Wohle der Pferde. Danke auch an meine Stute Maggie und die Pferde meiner Schülerinnen, die mir immer wieder Aha-Momente bescheren und ständig für die Erweiterung meiner „Trainings-Werkzeugkiste“ sorgen. Ein ganz besonderer Dank geht an meine beiden Stallbesitzerinnen L. und C. . Es ist gut und beruhigend, stets zu wissen, dass es meinem Pferd an nichts fehlt.
Ich wünsche allen 2- und 4- Beinern und deren Familien gemütliche und erholsame Feiertage und für das neue Jahr viel Freude, Glück und vor allem Gesundheit!
Gedanken zum 3. Advent:
Selbst sind der Mann und die Frau oder “Das Leben schuldet uns gar nichts!"
Am Wochenende war ich für ein paar Tage in Sachsen. Schloß Moritzburg war angesagt und alles, was damit zusammenhängt. Das Gestüt, die Stadt und natürlich die Aschenbrödel-Ausstellung. Wir hatten eine Außenführung gebucht, in der man uns in lustiger, lockerer Art erklärte, wie es überhaupt zu dem Film kam, der ja inzwischen Kult ist. Das Besondere an diesem Märchen ist das Selbstbewusstsein der Hauptfigur, die sich einen Spaß daraus macht, den Prinzen zu verulken und ihm Rätsel aufzugeben, bis er sie bekommt. Sie ist keine Prinzessin, die im Drachenturm auf Eroberung wartet. Sie ist eine, die sich selbst kümmert, um an ihr Glück zu kommen.
Was hat das nun mit der heutigen Zeit zu tun? Mir fällt in letzter Zeit immer wieder auf, wie einige Menschen inzwischen so drauf sind. Der Staat muss sich gefälligst kümmern. Um die Rentner, um die Arbeitslosen, um die Heizkosten, um die Spritpreise. Der Nachbar muss sich gefälligst kümmern. Um den Müll, um den Schnee, um die Blätter von seinen Bäumen. Der Arbeitgeber muss sich gefälligst kümmern. Um die Work-Life-Balance, um die Arbeitsqualität und darum, dass das Gehalt am Monatsende pünktlich und möglichst in gewünschter Höhe auf dem Konto ankommt. Der Supermarkt muss sich gefälligst kümmern. Um ein umfangreiches Angebot, dass möglichst immer verfügbar ist und eine Kassiererin, der zwar kaum jemand auch nur guten Tag sagt, die aber bitteschön stets gut drauf zu sein hat. Der Schmied, der Tierarzt, der Sattler haben natürlich außer einem selbst keine Kunden. Es kann nicht sein, dass man einen Termin erst in 2,3 oder 4 Wochen bekommt. Usw., usw.……
Aber warum muss das so sein?
Ich könnte meinen Arbeitgeber mal fragen, wie gut er eigentlich 24/7 schläft, mit der Verantwortung für mich und meine Kollegen unter dem Kopfkissen. Ich kann meine Tierärztin für einem Impftermin auch mal 2 Wochen im Voraus anrufen und dann eine kleine Schachtel Pralinen dabei haben. Ich kann den Nachbarn fragen, ob ich seine Blätter mit wegharken soll oder was aus dem Supermarkt mitbringen kann in dem ich dann der Verkäuferin freundlich und respektvoll begegne. Ich kann mich in meiner Gemeinde ehrenamtlich engagieren. Für den Tierschutz und die Verantwortlichen dort, für Senioren, für Geflüchtete, für Alleinerziehende. Ich kann meinen Paketfahrern einen kleinen Korb mit Süßigkeiten hinstellen oder ab und an mal etwas zustecken. Denn sie unterstützen meine Bequemlichkeit, nicht umgekehrt! Ich kann sie ablegen, diese Dienstleistungsmentalität, nach der sich alle anderen bitteschön zuerst und ausschließlich um mich kümmern, ich der Nabel der Welt bin und natürlich ausschließlich alle anderen Schuld an allem sind. Und nein, das ist kein „Boomer“problem.
Am Schlimmsten ist es für mich immer dann, wenn es Tiere betrifft. Tiere, die man sich doch ins Haus geholt hat, um einen Freund zu haben, einen Partner mit dem man tolle Dinge unternehmen kann. Ob Hund, Katze oder Pferd.
Aber was sehe ich zu oft: Einen Hund der erst irritiert Herrchen oder Frauchen beim Telefonieren, Whatsappen oder Instagramen beobachtet, um dann im günstigen Fall zu resignieren und zu warten. Oder eben auf eigene Ideen zu kommen, um dafür dann gemaßregelt zu werden. Ein Pferd, das gesattelt und getrenst neben einem Besitzer steht, der wahlweise mit dem Handy beschäftig oder mit einer Miteinstellerin am Quatschen oder Rauchen ist. Geduldig wartet das Tier 3-4 Minuten, fängt dann an, sich dezent in Erinnerung zu bringen oder eben loszulaufen, zum Gras zu ziehen, herum zu zappeln um dann,wie der Hund, gemaßregelt zu werden.
Besitzer oder Besitzerin haben im Alltag nicht wirklich Zeit und Hund und/oder Pferd werden im Schnelldurchlauf („Gassi“ im Garten, Herumzerren beim Spazieren, nur mal schnell die Nase kraulen und ein Kilo Möhren reinschmeißen) abgefertigt.
Aber dann! Am Wochenende! Da hat der Zweibeiner mal Zeit und der vierbeinige Anhang muss dann bitteschön funktionieren. Für Erziehung oder Training war zu wenig Zeit. Die Energie schießt über und Pferd oder Hund springen um den Menschen herum. Das Pferd hat Balanceprobleme und es mangelt an Ausbildung. Man landet beim Reiten im Sand oder das Pferd geht plötzlich lahm? Tja, ……… Montagspferd…….zickige Stute……bekloppter Hund! Also rüsten wir mal auf. Schärferes Gebiss, komische Trainingsmethoden, andressieren von Unterwürfigkeit statt wirklicher Partnerschaft und Vertrauen. Denn Vertrauen und Partnerschaft benötigen Zeit, einen Plan, durchdachtes konstantes, dem Tier angepasstes Training. Es ist unsere Aufgabe, dies zu gewährleisten, wenn wir uns denn für ein Tier entschieden haben. Denn für uns ist das Ganze ein Abschnitt unseres Lebens. Für unser Tier aber ist es sein GANZES Leben! Und genau wie das Leben an sich schulden uns auch unsere Tiere, ganz klar gesagt, gar nichts! Es ist unsere Bringeschuld, einen vertrauens- und respektvollen Umgang mit den Individuen um uns herum zu gestalten. Egal, wieviel Beine sie haben. Das Ergebnis macht uns selbst auch glücklich. So wie das Aschenbrödel sich seinen Prinzen am Ende eben auch selbst geangelt hat!
Gedanken zum 13.12.2023
"Oft kommt es anders" oder: Leben ist das, was abläuft, während wir unsere Pläne machen.....
Manchmal wird man ziemlich unsanft aus seinen gewohnten Abläufen gekickt. Mir geht das gerade so. In der nahen Familie braucht jemand meine Hilfe was Organisation und Wiederherstellung von Gesundheit betrifft und eine ganz liebe Schülerin von mir hat es gesundheitlich ebenfalls ziemlich heftig erwischt und ich kümmere mich nun erst einmal um ihr Pferd. Mir gehts zum Glück gut und ich habe im Moment auch genügend Kraft, das alles zusätzlich zur normalen Arbeit, den sonstigen familiären Verpflichtungen und nicht zuletzt neben meinem eigenen Pferd zu stemmen. Aber man macht sich so seine Gedanken. Was ist, wenn mir was passieren sollte, wenn ich für ein paar Wochen oder Monate absolut out of order bin? Wie habe ich das damals gewuppt? Ich hatte ja auch schon ein paar Monate Ausfall. Bin ich auch in der heutigen Zeit auf so etwas vorbereitet? Und was ist, wenn ich vielleicht von jetzt auf gleich gar nicht mehr da bin? Was passiert mit meinen Tieren?
Man verdrängt diese Dinge gern. Mach ich später..... aber später kann zu spät sein. Man muss seine Verantwortung seinen Tieren gegenüber auch für diese Fälle wahrnehmen und regeln, was zu regeln ist. Kann eine liebe Freundin oder ein kundiges Familienmitglied als Zweitbesitzer in den Papieren stehen und weiß, was im Falle eines Falles zu tun ist? Bin ich in meiner Stallgemeinschaft so gut integriert, dass Zusatzfutter, Auslauf und Training auch mal eine oder zwei Wochen ohne mich klappen? Vielleicht macht man untereinander eine Notfall-Whats-App-Gruppe? Die Technik macht heute viel möglich. Auf alle Fälle ist es wichtig, für solche Fälle vorzusorgen. Das sind wir unseren Tieren einfach schuldig!
Gedanken zum 16.10.2023
„Ein Meister seines Fachs?“ oder „Masterclass“- Das neue Trendwort
Überall liest man es inzwischen.
Onlinekurse überbieten sich im Netz. „Masterclasses“ überall.
Aber was bedeutet das überhaupt? Gut erklärt ist der Begriff auf www.neo-seo.de.
Zitat:
Masterclass Bedeutung – Was ist das?
Ursprünglich stammt das Wort Masterclass (Meisterklasse) aus der Kunst, vor allem der Musik. Es bezeichnet einen Instrumental- oder Gesangskurs, der von einem Meister-Künstler gehalten wird.
Um an einer Masterclass teilzunehmen muss an einer deutschen Kunst- oder Musikhochschule das reguläre Studium mit überdurchschnittlichen Leistungen abgeschlossen sein. Nach erfolgreicher Zulassung zur Masterclass werden anschließend noch weitere Studienjahre an der Hochschule verbracht, bis der Meisterschülertitel verliehen wird. (Wikipedia)
Der Absolvent ist also ein Meister seines Fachs. Der Dozent ist dabei ebenfalls ein wahrer Meister oder Experte seines Fachs. Zumindest der Theorie nach. Denn genau hier liegt das Problem!
Der Begriff Masterclass ist nicht geschützt
Und somit kann einfach jeder seinen Kurs „Masterclass“ nennen. Das sagt allerdings nichts über die Expertise des Referenten aus.
Wer also in seiner Freizeit mal ein Bild bei Instagram hochgeladen hat, kann jetzt auch die „Social Media Masterclass“ anbieten.
Und genau das machen Menschen auch. Aus Marketing-Sicht ist das auch klug. Schließlich denken die meisten bei der Masterclass an einen hochqualifizierten Dozenten. Denn der Begriff Master impliziert genau das.
Die Praxis sieht allerdings völlig anders aus.
Was einem heutzutage an Masterclasses alles begegnet, ist an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten.
Vor allem über Soziale Netzwerke werden diese Kurse beworben. Dabei wird dann beschrieben, wie großartig der Kurs ist. Natürlich ohne dabei Referenzen aufzuzeigen. Denn die existieren meistens gar nicht. Die Masse an Trittbrettfahrern ist enorm.
Das Wort Masterclass hat damit jede Bedeutung verloren.
Recherchiere doch mal, was der „Master“ wirklich für Erfahrungen mit dem Thema hat und welchen Werdegang er gemacht hat. Wer eine wahre Masterclass anbietet, der kann auch eine langjährige Ausbildung und zahlreiche aussagekräftige Referenzen vorweisen. Denn nur so wird man auch zum Master. Sollte man zumindest meinen. Wenn du weder Praxisreferenzen noch eine aussagekräftige Vita findest Du hier meinen Rat: Lass die Finger davon!
Auch wenn du („Schein-“)Bewertungen findest, dann prüfe die Seriosität der Quellen. Erscheinen ausschließlich gute Bewertungen auf Seiten der Masterclass selbst und nicht auf neutralen Portalen (Google, Trustpilot, Provenexpert), dann frage dich, warum das so ist. Drei selbstgeschriebene Bewertungen sind leicht zu erkennen und machen noch lange keinen Meister.
Ich besuche selbst regelmäßig Fortbildungen und freue mich, von Experten zu lernen. Allerdings stehe ich dem Begriff mittlerweile so kritisch gegenüber, dass ich eine Masterclass grundsätzlich ablehne.
Wer durch seine Expertise, Ausbildung und Referenzen überzeugt, der braucht seinem Kurs kein künstliches Marketing-Wort anzuhängen. Zitatende
Ich will das Ganze nicht verallgemeinernd verstanden wissen. Aber die „Meister“ die ich zum Beispiel für meine Weiterbildung nutze, brauchen diese Art der Außendarstellung eher nicht.
Sie überzeugen mit ihrem Wissen, Ihrem Pragmatismus, ihrer Bodenständigkeit und ihrer Fähigkeit das alles auch zu vermitteln. Mehr braucht man eigentlich nicht. Das geht auch, wenn es schlicht "gute Ausbildung" heißt.
Gedanken zum 21.9.2023
Vielleicht hat der/die Eine oder Andere inzwischen den Podcast angehört und ist auch bei Teil 4 angekommen. Grenzen setzen. Auch da können wir von unseren Pferden lernen. In doppeltem Sinne: Grenzen setzen und ertragen, Grenzen gesetzt zu bekommen. Das Eine ist so schwer wie das Andere. Und beides hat die gleichen Auswirkungen, wenn man es nicht schafft. Und zwar bei Mensch UND Pferd. "Bournout". Hört doch mal rein! *Click*
Gedanken zum 18.9.2023
In einem Fernsehbericht vor einiger Zeit stieß ich auf ein Thema, mit dem ich mich eh gerade beschäftige. Was erben wir eigentlich von unseren Vorfahren? Klar, Augenfarbe, Größe, Muttermale, den leidigen Stoffwechsel ;-) ........aber was erben wir seelisch?
Inzwischen ist erforscht, dass wir auch Traumata an unsere Kinder weitergeben. Und zwar nicht nur rein erzieherisch, sondern auch mental. Ich kann dazu zwei Bücher von Sabine Bode absolut empfehlen: "Kriegskinder" und "Kriegsenkel". Es geht darin um meine Generation, also die "Boomer" und deren Eltern. Ich habe ja eigene Therapieerfahrung und bereits dort begonnen, zu verstehen, warum meine Kindheit und Jugend so ablief, wie sie ablief. Die beiden Bücher haben dazu noch eine Menge weitere Erkenntnisse gebracht. Vor allem Verständnis. Ich empfehle diese Bücher auf alle Fälle der Generation unserer Kinder und den Millenials. Denn das mentale Erbe setzt sich auch da noch fort. Sehr spannend zu lesen und mit ganz vielen Aha-Erlebnissen für das eigene Leben. Zum Anreißen des Themas hört doch mal in diesen Podcast rein! *Click*
Gedanken zum 22.7.2023
Loslassen war das Thema im Mai. Und es setzte sich privat fort. Nicht immer ist es einfach, sich von Gegebenheiten zu trennen. Vor Allem dann nicht, wenn es nicht nur einen selbst, sondern auch noch das Pferd betrifft. Das Pferd, dem ich eigentlich ersparen wollte, eine Herde verlassen zu müssen, die es teilweise um sich hatte, seit es bei mir ist. Also fast sein ganzen Leben. Aber manchmal muss es eben doch sein, dass der Mensch über das Tier geht. Auch wenn man dabei Bauchschmerzen hat.....Am Ende steht fest: Ich habe diesem Pferd zu wenig zugetraut. SIE ist zufrieden, wo ICH zufrieden bin. :-)
Nachdem wir zwei Ende Juni einen traumhaften Urlaub in der Heide verbracht haben, sind wir zu Hause gleich umgezogen und es gab weder Probleme mit der neuen Herde noch mit irgend etwas Anderem. Sie liebt die neue Wiese mit Baumgruppen, die kleine neue Herde mit 5 anderen Pferden, sie hat eine neue beste Freundin, die ihr Schatten ist und mit der sie sich die Aufgabe teilt, auf 4 Wallache aufzupassen. Frauenpower eben! :-) Sie ist zufrieden und mit regional anderem Heu offenbar auch stoffwechseltechnisch besser aufgestellt. Das Gelände ist herausfordernd und sie ist begeistert dabei. Kurz und gut: Läuft.....:-)
Dies ist natürlich kein Plädoyer dafür, permanent mit dem Pferd umzuziehen. Im Gegenteil. Aber es ist ein weiterer Beweis, dass unsere Tiere, egal ob Hund, Pferd, Katze, Maus, unser Wohl im Zweifel über ihres stellen und genau spüren, ob alles stimmt. Die Gratwanderung dabei ist, etwas zu finden, das für beide passt!
Gedanken zum 27.05.2023:
Ich freue mich immer wieder sehr darüber, dass es Kolleginnen gibt, die mit mir auf einer Wellenlänge schwimmen und alle an ihrem Wissen teilhaben lassen.
Heute gibt es absolut wichtige Gedanken von Anna Jantscher und Jenni Kurre. Es wird sich sicher jeder wiedererkennen. Wir alle haben diese Phasen. Dabei lösen sich so viele Probleme einfach in Luft auf, wenn man eine gewisse Leichtigkeit an den Tag legen kann. Also ganz einfach gesagt: LOSLASSEN! Einfach mal das Pferd machen lassen, einfach nicht um das Außen kümmern, einfach Spass haben...... ganz einfach! ;-)
Das braucht Zeit, Erfahrung, Wissen und ein Ego, dass seinen Wert aus sich selbst zieht. Das Letztere ist wohl das Schwerste!
Euch allen schöne Pfingsten und viel Spass beim Anhören (klick).
Gedanken zum 14.04.2023:
"Mauer oder Magnet" oder " Empathie geht nur ohne Dogma!"
Huuuiii, jetzt gehts aber Schlag auf Schlag mit meinen " Kein-Blog" - Einträgen. Im Moment sprudeln die Gedanken nur so aus mir heraus. Das liegt ganz sicher an der Menge Input, die gerade auf mein Hirn einprasselt. Die letzten 3 Monate Maren Diehl, Dienstag und Mittwoch Anna Jantscher und heute kommt Claudia Benedela.
Drei sehr unterschiedliche Frauen mit teils unterschiedlichen Einstellungen. Aber doch haben alle etwas gemeinsam. Nämlich das, was ich unten schon geschrieben habe: Sie sind alle lösungsorientiert.
Mit Anna habe ich ja die letzten 2 Tage praktisch arbeiten und auch viele Gedanken austauschen dürfen. Das war sehr cool, denn wir sind auf einer Wellenlänge.
Dabei kann ich von ihr noch unglaublich viel lernen. Das war ja genau der Grund, warum ich mit Maggie da war. Raus aus dem eigenen Saft, hinüber über den eigenen Horizont...... und das war so toll.
Abgesehen von dem Umstand, dass Familie Wenzel/Schneider mit der Reithalle Zülichendorf einen super tollen Seminarort geschaffen hat und als Gastgeber einfach unschlagbar ist. Maggie hat sich sofort wohl gefühlt, sich in den Wallach auf dem Nachbarpaddock verliebt (immer wieder lustig, wie Pferde wissen, wenn auch deren Besitzer befreundet sind) und absolut tiefentspannt und konzentriert mitgearbeitet.
Ich bekam genau das, was ich mir gewünscht hatte. Ein paar weitere Werkzeuge für meine große Werkzeugkiste. Ganz einfache Dinge, auf die man manchmal nicht selbst kommt, die aber unheimlich viel bringen. Genaueres dazu gibt es bald auf Maggies Facebookseite.
Alles in Allem ist Anna Jantscher ein unglaublich positiver Mensch mit einer immensen Empathie und der Fähigkeit, in 30 Sekunden zu erkennen, WAS das Paar vor ihr WIE genau braucht, um Kritik und Vorschläge annehmen zu können und weiter zu kommen. Und das, ohne irgendwelche falsche Freundlichkeit. Das können nur wenige. Und zwar genau die, deren Kopf rund ist..... siehe unten.
Gedanken zum 10.04.2023:
"Warum ist der Kopf rund?" oder "Die Trägheit des Hirns"
Am letzten Dienstag ging der zweite Teil meiner 3-monatigen Weiterbildung zum Biotensegrity-Visionaire bei Maren Diehl zu Ende.
Ich bin froh, dass ich mich angemeldet hatte, damals im Februar 2022. Ich wollte "da mal reinschnuppern", hahaha.
Nun weiß ich: Da gibts kein reinschnuppern. Das ist ein Paradigmenwechsel. Und was für einer. Für mich hat er sich aber nach und nach erschlossen, auch wenn mein etwas älteres Hirn sich anfangs etwas schwer tat.
Schließlich habe ich um 2008-2009 herum schon einmal meine gesamte Einstellung und mein Wissen um das Training und die Ausbildung von Pferden von Grund auf umgekrempelt. Dem Röschen, meinem Seelenpferd, sei Dank.
Und deshalb mischte sich da plötzlich mein Hirn bremsend in das neue Thema ein: " Neeeeee, lass mal, du musst dich nicht schon wieder so anstrengen mit dem Denken. Du bist doch gut unterwegs. Du hast Erfolg bei deinen Schülern und arbeitest immer im Interesse und MIT den Pferden. Muss man jetzt nicht schon wieder alles ändern!!!"
Joaaaaa, so ist das immer. "Das haben wir doch schon immer so gesagt-gewusst-gemacht" sind die größten Hemmschwellen in der Entwicklung. Nicht nur im Pferdebereich. Dreißig Jahre Erfahrung bedeuten eigentlich gar nichts. Man kann auch 30 Jahre alles falsch machen. Oder die Weiterentwicklungen wegen der eigenen Ü b e r zeugung ;-) einfach verpassen. Das geht schnell.
Also habe ich meinem Hirn auf die Füsse getreten. Und anfangs trat es zurück und wollte die alten Muster nur schwer loslassen. Schließlich bin ich doch der Trainer meines Pferdes, oder etwa nicht?
Natürlich bin ich das. Aber meine Aufgabe ist es, zu beobachten, was IST, zu erkennen, ob das förderlich ist und wenn nicht, warum nicht. Dann habe ich lediglich dem Pferd gallgemeine Aufgaben zu stellen. " Lass dein LSG geschlossen"; "Setze dich mit dem Untergrund/ der Geländegegebenheit auseinander", " "Erkenne deine Rahmen und ziehe waagerecht nach vorn ans Gebiss", "übe für dich und löse Probleme", "erkenne deinen Körper" etc.
Und NEIN, das ist nicht " mit Wattebällchen zu werfen" und es auch nicht das, was man kennt!
,Kennen tut man kleinteilige, teils dogmatische Anweisungen: "Senke deine Kruppe" (nicht förderlich), "Setze dein Bein hier/ da /dort hin" (nicht nachhaltig), "Hebe mit der Hinterhand die Vorhand!" (nicht möglich), "Gib nach (wo auch immer)" (nicht zielführend), "Schieb dich zusammen" (nicht bewegungsfördernd) etc. pp.
Man fühlt (so man denn will) den mentalen Unterschied schon beim Lesen! Ersteres ist lösungsorientiert, Zweiteres problemorientiert.
Die Biotensegrität vermittelt ein völlig neues Bild vom Zusammenspiel der einzelnen Strukturen eines Körpers. Egal ob Mensch, Pferd oder Hund.
Und sie hat eine psychische und eine physische Komponente. Zugegeben: DAS ist im Training nicht neu. Neu ist nur die Einsicht, dass sich Biotensegrität sehr von der Biomechanik mit ihrer nicht möglichen Hebeltheorie unterscheidet. Glaubt Ihr nicht? Lasst euch einfach mal drauf ein! Dann erfüllt sich endlich der Traum vom gemeinsamen Schweben. Und zwar für a l l e Beteilgten.
Gedanken zum 23.2.2023:
„Die Kraft des positiven Schwarms“ oder „Miteinander statt gegeneinander“
Da hatte ich doch Ende 2022 eine Idee. Wie wäre es denn, wenn sich alle meine Schüler mal kennenlernen und wir einen netten Quatschabend miteinander verbringen. Nicht lange gefackelt und Ende Januar war es soweit.
Es war fantastisch. Die Mädels kamen untereinander sofort klar. Als würden sie sich schon ewig kennen. Alle vom gleichen Schlag halt. 😉 Ein Geschnatter……..na man kennt das ja, wenn mehrere Pferdemädels zusammen sind.
Was ich besonders schön fand: Alle waren so klar und authentisch. Einfach so, wie ich sie sonst auf dem Reitplatz in schmutzigen Klamotten mit Dreck im Gesicht und voller Pferdehaare auch erlebe.
Keine hatte das Bedürfnis, sich irgendwie herauszustellen, besonders zu erscheinen oder als was Besseres rüber zu kommen. Sie erzählten von ihren Pferden, vom Auf und Ab, von Glück und Problemen. Es war so eine schöne Stimmung und es blieb so viel hängen.
Die eine erlebte, dass sie mit ihren Sorgen nicht allein ist und fasste noch mehr Mut. Die andere stellte fast, dass ihre Sorgen, im Vergleich zu denen von manch anderen, vielleicht gar keine Sorgen sind….. Ich war froh, glücklich und ein wenig stolz auf „meine“ Mädels.
Das sind Menschen, die einem auch in der Arbeit Kraft geben. Mit denen man gemeinsam die Batterien aufladen kann. Die das Leben schöner machen. Danke euch allen dafür!
Gedanken zum 26.1.2023:
Wenn einem als Trainerin das Herz aufgeht:
Dieser Friesenwallach war, als er zu N. kam völlig neben sich. Die Nerven beim Vorbesitzer kaputt "gejoint", Vertrauen zum Menschen gleich Null. Aber N., S., und L. holten mit ein wenig Anleitung das tolle Pferd aus ihm heraus das er ist. Und im Sommer reiten wir aus!
Gedanken zum 31.12.2022
Morgen ist es schon wieder um, das Jahr 2022. Ein merkwürdiges Jahr. Mit Krieg in Europa, diversen Herausforderungen für jeden von uns, neuen und alten Erkenntnissen, Veränderungen und hoffentlich auch einigen schönen Seiten. Ich wünsche euch allen ganz viel Zuversicht, Gesundheit und Freude in 2023. Mögen alle eure zwei- und vierbeinigen Familienmitglieder gesund bleiben oder werden. Und mögen alle, deren Leben so unendlich viel schwerer ist als unseres ebenfalls mit Zuversicht in die Zukunft schauen können und Besserung erfahren. In diesem Sinne: Spendet das Geld, das ihr beim Böllern einspart an die jenigen, die es wirklich brauchen und rutscht gut rein.
Gedanken zum 10.12.2022: "Was ist Loyalität?" oder "Wenn Vermutung zu Erkenntnis wird"
Ich hab ja in den Jahren mit meinen Pferden einiges an Lernaufgaben zu diesen Themen durch und ich denke, dass da auch einiges hängengeblieben ist. Auch meine Schüler und meine Trainingspferde haben seit über 15 Jahren einen nicht unerheblichen Anteil an den Erfahrungen, die ich in Bezug auf Toleranz und Loyalität machen durfte. Das alles hat zu einer gewissen Resilienz geführt. Ich bin inzwischen ganz gut darin, Verhältnisse zu Menschen und Tieren ab und an zu überprüfen und bei Bedarf auch zu überdenken. Und genau das ist auch mein Rat an alle interessierten Leser.
Passt es mit Eurem Pferd nicht wirklich? Versucht alles, um zu einem wirklich freundschaftlichen, respektvollen Verhältnis zu kommen. Lasst euch helfen, übt und bildet euch weiter. Aber merkt ihr, dass es auf Dauer nicht gut klappt, ist es besser, jemand Neues für das Pferd zu suchen. Denn nur so gibt es eine Chance darauf, dass alle Beteiligten zufriedener sind.
Genauso ist das mit den Menschen um euch herum.
Eure Pferde sind ehrlich und aufrichtig und zeigen euch unmittelbar und 1:1 wie sie wirklich zu euch stehen.
Mit den Mitmenschen ist das manchmal etwas schwieriger. Aber auch da erkennt man mit ein wenig Ehrlichkeit zu sich selbst, wer wirkliche Freunde und loyale Menschen sind und wer nicht. Manchmal sind es vielleicht gerade die, die vermeintlich bisher eher weiter weg waren, die zu Freunden werden. Und die, von denen man bisher dachte, sie wären einem wohlgesonnen, entwickeln sich in eine Richtung, die man nicht mehr bereit ist, zu tolerieren. Sich von Letzteren dann zu distanzieren ist manchmal nicht einfach. Fragt man sich doch, wieviel Veränderung man eigentlich selbst durch hat, um die Veränderung anderer nicht mehr tolerieren zu wollen.
Zeiten ändern sich, Menschen ändern sich, Beziehungen ändern sich. Ich denke, das zu akzeptieren und sich neu auszurichten ist nicht nur für unsere Pferde eine lebenslange Aufgabe. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2023. Auf dass wieder mehr Loyalität, Toleranz und Zufriedenheit in die Welt kommen!
Gedanken zum 8.12.2022: " Weiterkommen oder stagnieren?" oder "Wie hoch ist der Tellerrand"
Der "Kein-Blog" ist ein wenig stiefmütterlich behandelt worden in diesem Jahr. Ich hatte ziemlich viel mit dem Thema PSSM2 zu tun und habe im PSS2-Blog einiges geschrieben. Aber gerade gehen mir einige allgemeine Themen durch den Kopf. Seit über einem halben Jahr erlebe ich ja nun am Thema PSSM2 wie schwer es manchen Menschen fällt, ihre ausgetretenen Pfade zu verlassen, sich mit Neuem zu befassen, zu erkennen, zu akzeptieren und zu verstehen. Es ist nicht leicht, über den Tellerrrand zu schauen und man muss schon motiviert und reflektiert sein, um die eigenen Ansichten auch mal zu hinterfragen. Das liegt nicht jedem. Aber es ist für die, die es tun, immer effektiv und ganz oft lösen sich Knoten, die vielleicht Jahre nicht zu lösen waren. Ganz hervorragend in solchen Sachen ist meine liebe Kollegin Anna Jantscher , die mir mit ihrem heutigen Podcast einfach nur aus der Seele spricht. Herzlichen Dank dafür, liebe Anna. Wer auch reinhören mag, klickt HIER.
Gedanken zum 23.01.2022: "Die Krone der Schöpfung?" oder "Da ist NICHTS!!!"
Zum Ersten ein frohes neues Jahr für alle. Es ist schon etwas spät dafür, aber ich habe mir über die Feiertage eine kurze Auszeit gegönnt und dann im analogen Leben einiges Neue angefangen, viel Altes ausgebaut und mich natürlich um meine Schülerinnen gekümmert. Maggie bekommt auch alle Zeit, die sie braucht und das ist momentan eine Menge, denn wir laborieren an einer Bänderdehnung im linken Knie. Das ist langwierig und ich gehe mit Vorsicht daran. Das Novafon hilft uns sehr und ein moderates, durchdachtes Training. Oder eben auch mal kein Training, denn der heutige Blog von Tania Konnert von Wege zum Pferd schreibt mir aus der Seele und passt auch gut zu der einen oder anderen Situation, die wir in letzter Zeit hatten. Es ist nicht immer einfach, einzusehen, dass das Pferd uns in ganz vielen Sinnen deutlich überlegen ist und dass es keinesfalls "arbeiten" muss, nur weil wir gerade 25km zum Stall zurückgelegt haben. Danke an Tania für diesen so wahren Text!
Gedanken zum 10.10.2021: „Gut gemeint ist selten gut gemacht“ oder „Wie man ruckzuck ganze Methoden in Verruf bringt“
Das Internet ist Fluch und Segen zugleich. Nie hatten wir in jeder Beziehung so viel Chancen zur Weiterbildung, Meinungsbildung, Ausbildung. Doch gleichzeitig befördert das Internet auch das (gar nicht so gesunde) Halbwissen vieler Menschen. Ob es um Kinder geht, um Hunde, um Kochen oder auch um unsere Pferde.
Ich persönlich habe schon viele ganz wertvolle Tipps aus dem Netz gezogen, ich habe ganz tolle Leute kennen gelernt, von denen ich inzwischen auch in Natura lernen durfte und darf. Ich hab aber auch, schon ganz schön viel Halbwissende mit im günstigen Fall allgemeingültigen Floskeln und im schlechtesten Fall schlichtweg falschen bis gesundheitsgefährdenden Tipps erlebt. Natürlich ist es so, dass nicht jeder bereits die Erfahrung und das Wissen hat, bestimmte biomechanische oder tensegrale Zustände, Bewegungsbilder und deren Interpretation sowie das erforderliche Training einschätzen zu können. Dazu ist ja unter anderem auch meine Facebookgruppe da, in der sich wirklich gute Leute austauschen und Tipps geben. Blöd wird es nur, wenn man Bilder im Netz veröffentlicht, die eine bestimmte Lektion oder Übung zeigen, in der jeder mit einem geübten Auge sofort erkennt, dass da noch viel Verbesserungspotential liegt bis hin zu „so darf das ganz sicher nicht aussehen“! Sowas sehen dann andere, die glauben, das wäre so gewollt und richtig und es so weiter geben. Genau auf dem Weg verbreiten sich dann das Halbwissen und die teils kontraproduktiven Anwendungen weiter.
Was tun wir nun dagegen: Ganz einfach: Ich persönlich poste solche Dinge immer als „Ich bin auf dem Weg nach…..“ verbunden mit einer Frage nach der Korrektheit der Übung. Genau deshalb bin ich auch in meiner Facebookgruppe so streng mit der Anforderung, zu jeder Trainingssequenz oder einem Foto eine Frage zu posten. Like und Teil-Postings sind da nicht erwünscht, damit eben genau im schlechtesten Fall nicht eine ungünstige Wahrnehmung weiter gegeben wird.
Das ist für jeden eine große Chance, ein paar ganz wertvolle Tipps von erfahrenen Leuten zu bekommen. Denn besonders wenn ich hoch komplexe Methoden zeige, muss ich eine Menge an Grundwissen und Erfahrung haben und sollte auf meinem Bild genau erkennen, ob das so richtig ist, oder nicht. Wenn ich das nicht kann, frage ich………. Oder ich poste nicht!
Denn genau das ist es, was manchmal eigentlich ganz gute Ansätze bei der großen Masse zu „ Methode XY geht gar nicht“ verkommen lässt. Und das ist für die allermeisten Trainingsansätze wirklich schade.
Gedanken zum 05.08.2021 Warum tun manche sich das an? oder "Beobachtungen im SM-Studio Reiterhof"
Es trägt sich ja nun ab und an zu, dass man bei der eigenen Arbeit als Trainer in Hallen oder auf Plätzen Kolleg*innen bei selbiger zusehen darf. Manches Mal gerate ich da doch in einen ganz kleinen Strudel von Selbstzweifeln. ;-) Irgendwas mache ich doch falsch, oder? Ich halte mich sicher nicht für den Nabel der Welt und die einzige, die ordentlichen Unterricht gibt. Im Gegenteil. Ich weiß um meine Schwächen und bin immer auf der Suche nach Weiterbildung und Blicken über den Tellerrand. Aber manches, was man da so entdeckt, taugt dann doch eher nur als Beispiel, wie ich nicht machen möchte.
Der/die eine läuft für (überlieferte) schlappe 60,00 Euronen 30 Minuten schwatzend neben der Besitzerin eines Jungpferdes her, hat selbst das Pferd am Strick an der Hand und lässt es immer mal wieder halten und gehen. Wohl gemerkt: Nicht die Besitzerin übt mit dem Pferd......
Ein(e) andere(r) wartet gemeinsam mit der Besitzerin am Zaun des Paddocks 35 Minuten darauf, dass das Pferd freiwillig und aus eigenem Antrieb seine Herde verlässt und sich zur Arbeit einfindet. Hat nicht geklappt an dem Tag. So what! Hat ja nur 35,00 € gekostet.
Der/die Nächste lässt Lektionen reiten, die offenbar von der Reiterin weder als Lektion noch von der Hilfengebung her verstanden worden sind. Hier ging es um Schenkelweichen an der Bande. Weder lässt man das Pferd aus einer flachen Ecke heraus auf dem 2 Hufschlag beginnen, noch erklärt man die notwendigen korrekten Hilfen an sich, oder gibt irgendwelche hilfreichen Hinweise außer "Tick ihn an". Das Pferd geht ein verbogenes Irgendwas und schert und dreht sich über die Sprunggelenke da irgendwie durch. Nochmal und nochmal und nochmal........ Weder wird analysiert , wo genau es klemmt und die Übung entsprechend in kleine Schritte zerlegt, noch kommt auch nur eine eizige brauchbare Anleitung. Weder Pferd noch Reiterin haben irgendeine Chance, die Lektion auch nur im Ansatz korrekt zu absolvieren. Die Reiterin hält gefrustet an und bemerkt, dass sie es nicht hinbekommt. Antwort: "Na du machst ja auch nichts"
Kostenpunkt unbekannt aber sicher auch nicht billig. Warum tun sich Reiter*innen sowas an? Und vor allem: Warum tun sie ihren Pferden das an? Sicher kann es immer einen schlechten Tag geben, bei allen Beteiligten. Aber dann versuche ich doch, das Beste draus zu machen. Gebe mir die größte Mühe alles so kleinschrittig zu erklären, dass Pferd UND Reiter in die Lage versetzt werden, wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis zu haben. Ich möchte das als Reiterin doch auch selbst so haben! Und als Trainerin ist für mich nichts schöner, als wenn Pferd und Reiterin mit einem Lächeln die Stunde beenden. Denn daraus ziehe auch ich meine Motivation. Und die ist eben neben Wissen und Erfahrung der dritte große Baustein im Gesamtkonstrukt. Fehlt auch nur ein Part, bleibt die Qualität auf der Strecke.
Gedanken zum 17.7.2021 „Die selbsterfüllende Prophezeiung“ oder „Erträgst du es, dass ich gesund bin?“(Zitat Heike Gersthagen)
Heute habe ich ein paar Gedanken zu einem ziemlich heiklen Thema. In einem ganz anderen Zusammenhang in meiner Facebookgruppe stellte meine liebe Bekannte und Trainerin Heike Gersthagen (www.bewegungsosteopathie.de) die imaginäre Frage eines Pferdes: „Erträgst du es, dass ich gesund bin?“
Im ersten Moment ist das für den einen oder anderen sicher eine merkwürdige Frage. Aber die meisten von uns kennen den einen oder anderen Pferdebesitzer/in mit einem „Montagspferd“. Heute geht es hier unrund, morgen da. Heute guckt es komisch, morgen atmet es flach. Der Tierarzt ist Dauergast. Die Zusatzfuttermittelindustrie freut sich über enorme Umsätze und doch wird alles vermeintlich nicht besser. Es ist ein Phänomen, das zwei Ursachen haben kann. Erstens: Haltung und/oder Training des Pferdes sind nicht artgerecht, nicht fundiert und überfordern das Pferd mental und körperlich. Es kompensiert mit immer neuen Auffälligkeiten bis hin zu Verschleiß und Verbrauch.
Manchmal hat man auch einfach einen Pechvogel der sich beim Spielen und Toben immer mal wieder selbst kaputt macht. Aber ich erlebe auch dieses Mysterium: Besitzer*innen sehen immer wieder Dinge die nicht da sind bzw. bewerten jeden schlechten Tag, jede kleine Steifigkeit sofort über und machen sich Sorgen. Das Pferd wird weggestellt, der Tierarzt bestellt, findet nichts oder nicht viel, der Trainer rät zu bestimmten Verfahrensweise, die aber immer mit der Bemerkung „Wir konnten das nicht üben , weil er/sie erst dies hatte und dann das und dann hatte ich keine Zeit…….etc. pp“ weggeschoben wird. So entsteht eine Schleife aus sich aufbauenden Malessen, die am Ende ebenfalls in Verschleiß und Verbrauch enden können und dann natürlich die Meinung des Besitzers bestätigen: „Siehst du, hab ich doch gewusst, dass er/sie was hat.
Nicht falsch verstehen: Ich plädiere hier nicht dafür, über Schmerz und Lahmheiten hinweg zu trainieren. Aber manchmal hilft es tatsächlich, sich zu fragen, warum man bei jedem kleinen Kratzer am Pferd sofort den Tierarzt holt, fünf Mittelchen füttert, voller Sorge überreagiert. Meist hat das ganz andere Ursachen. Manchmal ist es Angst vor dem Pferd. Man entschuldigt sein schlechtes Gewissen vor sich selbst mit dem Unvermögen seines Pferdes. Schließlich kann er/sie ja nichts machen. Manchmal ist es Angst davor, Fehler zu machen. Wenn ich gar nichts mache, mache ich vermeintlich nicht viel falsch. Doch das Gegenteil ist der Fall.
Und manchmal hat das alles vielleicht noch viel tiefere Ursachen, die jeder nur in sich selbst finden kann.
Erfahrung macht gelassener. Hippokrates sagte: „Bevor Du jemanden heilst, frage ihn, ob er bereit ist aufzugeben, was ihn krank macht.“
Ich wünsche mir, dass meine Gedanken heute den Einen oder die Andere ein wenig beruhigen, damit er/sie die Erfahrung machen kann, dass manche Dinge nur etwas Langmut bedürfen. Mit dem Pferd und vor allem auch mit sich selbst.
Gedanken zum 13.5.2021: „Talent or not Talent….“ oder „Das soll die doch erstmal vorreiten!“
Meine Schüler sagen oft zu mir: „Du kannst das so gut erklären! Zum ersten Mal habe ich verstanden, was ich tun soll. Warum hat mir das noch niemand so erklärt? Warum kannst du das so?“
Ganz einfach. Ich komme genau daher, wo meine Schüler auch stehen. Weder das Reiten noch der Umgang mit dem Pferd an sich wurden mir in die Wiege gelegt. Ich musste mir alles ziemlich hart erarbeiten, über Jahrzehnte hinweg Erfahrungen sammeln Doch genau das ist nun mein Vorteil, denn ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn es nicht klappt. Aber ich weiß auch, wie es sich anfühlt, wenn man es endlich kapiert hat. So kann ich genau diese Gefühle auch vermitteln.
Und darum geht’s heute in meinem „Kein-Blog“.
Ab und an wird einem auch als Trainer abgesprochen, Dinge beurteilen zu können, die man selbst noch nicht ausgebildet hat oder geritten ist.
Mal abgesehen davon, dass einem gerade im so wichtigen Basistraining selten ganz viele „Kracher“ über den Weg laufen, die man bis in diese Sphären bringen könnte: Wenn man am Boden ein Auge für sein Pferd hat und /oder sein Pferd im Sattel „er“fühlen kann, hat man schon mal einen ziemlich gewichtigen Vorteil gegenüber reinen Technikern. Wenn man dazu noch das theoretische Wissen über Bewegungsabläufe bei Pferd und Mensch und ein Bild von den fördernden Lektionen und den dazugehörigen Belastungssituationen hat, muss man kein begnadet kerzengerade auf dem Pferd sitzender Reiter oder perfekt agierender Bodenarbeiter sein. Man sieht oder erfühlt, wohin das Pferd sein Gewicht verlagert, man weiß, wie man dagegen steuert, wenn es Not tut, man hat seinen Körper koordinativ unter Kontrolle. Das ist das Wichtigste. Genau DAS muss man weitergeben können! Ob man selbst schon 1287 Pferde bis zur Piaffe gebracht hat (die manchmal gar keine ist 😉) oder fliegende Einer-Wechsel reiten kann ist dann nicht mehr ganz so wichtig. Denn viele schwierige Dinge ergeben sich ganz einfach aus einem logischen Aufbau des Trainings mit viel Gefühl und Wissen im Hintergrund. DAS versuchen wir pferdegerecht arbeitenden Trainer unseren Schülern zu vermitteln. Und dann ist es auch nicht mehr ganz so wichtig, ob nun Reiterohr, Schulter und Absatz exakt eine Linie bilden. 😉
Manchmal ist es schon irgendwie merkwürdig. Da fasst doch die Zeitgeschichte gerade das zusammen, was mir da in meinen letzten zwei "Gedanken zum....." so durch den Kopf ging.
Man kann von der Aktion #allesdichtmachen halten was man will. Aber man sollte , nein man MUSS, zurück finden zu einer sachlichen Debattenkultur und der Anerkennung der Meinung anderer. Nicht die Meinung anderer Menschen spaltet unser Miteinander, sondern die fehlende Toleranz des Gegenüber! (Link führt zu Youtube)
https://www.youtube.com/watch?v=GYVY_C1jMP8
„Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum haben wir die Freiheit und die Macht, unsere Reaktion zu wählen. In unserer Reaktion liegen unser Wachstum und unsere Freiheit.“ (Viktor E. Frankl)
Ohhh, ohhh……. Ich schreibe über die Fähigkeit, andere Meinungen zu ertragen. Ausgerechnet ICH! Ohh Mann. 😉
Aber ja, eben gerade ich.
Denn genau das ist wohl mein Lernauftrag der letzten Jahre gewesen. Ich übte und übe immer noch daran, Toleranz zu üben. (Solange es nicht tierschutzrelevante oder menschenverachtende Ansichten sind) Nicht nur im Bereich meiner Arbeit. Auch im Freundes- und Bekanntenkreis bis hinein in die eigene Familie. Ob die beste Freundin in meinen Augen leicht verplant durchs Leben geht und sich manches unnötig schwer macht, oder der nahe Angehörige ein sturer Kopf ist, der keine andere Meinung gelten lässt (huch? 😉) oder der eigene GöGa die Socken linksrum in die Wäsche wirft und manchmal Dinge von sich gibt, die sich mir kaum erschließen. Oooohmmmm……. Gar nicht so einfach. Die Situation der letzten Monate hat diese Thematik noch sehr verschärft. Die Meinungen zu dieser Krise gehen in allen Bereichen weit auseinander. Da muss man schon ziemlich tolerant sein, um immer noch die Kraft für sachliche Diskussion aufzubringen.
Was fange ich nun damit an. Bin ich das Opfer der Umstände? (Siehe letzter Text) . Bleibe ich auf meinem eigenen Extrem hängen, damit ich recht habe? Nein. Genau das sollte ich nicht tun. Denn zwischen Reiz und Reaktion liegt eben ein Raum. Ein Raum, um kurz inne zu halten und nachzudenken. Das ist schwer. Auch und gerade für mich, die mein Lebensmotto doch eigentlich lautet: „Woher soll ich wissen , was ich denke, bevor ich höre, was ich sage!“😉 Es ist ein Lernprozess.
Dieter Nuhr sagte einmal sinngemäß: „Extremist zu sein ist einfach. Man umgibt sich nur mit Gleichgesinnten, muss nicht nachdenken, denn man hat ja seine Meinung. Ob links oder rechts, man ist fest verankert. Schwer ist es „die Mitte“ zu sein. Denn „die Mitte“ ist nicht, wer sein Mäntelchen nach dem Wind hängt. „Die Mitte“ denkt nach. Über alle Positionen. „Die Mitte“ versucht, die Umstände zu verstehen, sich in alle Lager hinein zu versetzen und sich eine Meinung zu bilden. Und „die Mitte sucht nach Lösungen. Das ist anstrengend. Manchmal möchte ich lieber Extremist sein!“
Womit sich der Kreis zum letzten Text schließt. Am Ende landen wir immer im Erfordernis, nach pragmatischen Lösungen zu suchen. Egal auf welcher Lebensebene. Und dazu kommen wir nur, wenn wir den Raum zwischen Reiz und Reaktion zum Denken nutzen. Zuerst einmal tolerant und zugewandt sind und dann gemeinsam nach Lösungen suchen. Ob mit dem Pferd oder den Mitmenschen. Die Betonung liegt immer auf GEMEINSAM!
PS: Ich lege übrigens die Socken nach dem Waschen links herum wieder in den Schrank! 😉
„Die Absolutsetzung des eigenen Betroffenseins, die Vorstellung, ich empfinde mich als Opfer, also habe ich recht, ist mörderisch für eine demokratische Gesprächskultur. Denn es gibt ja andere Betroffenheiten,und da könnten andere sagen: Ich bin auch Opfer, ich meine das genaue Gegenteil.“(Wolfgang Thierse)
Dieses sehr aktuelle Zitat von Wolfgang Thierse führte mich zu den heutigen Gedanken des Tages.
„Du Opfer“! Diese Aussage unserer Jugend meint in der heutigen Zeit einen Menschen ohne Selbstbewusstsein, ohne Selbstvertrauen und ohne Geltung in der Gesellschaft. Gemobbt, ausgeschlossen, unbeachtet.
Nun beobachte ich allerdings schon eine ganze Weile, dass sich dieses Label in anderen Fällen offenbar auch gut zur Umsetzung eigener Interessen und Ideologien einsetzen lässt.
Immer mehr Menschen neigen dazu, aus sich selbst ein Opfer zu machen. Ein Opfer der Pandemie, ein Opfer der Gesellschaft, ein Opfer der Gruppe um sie herum, ein Opfer der Familie, ein Opfer der allgemeinen Umstände…. Egal. Irgendwas wird man schon finden.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich möchte keinesfalls die Schwierigkeiten verharmlosen, die viele Menschen in ihrem Leben zu bewältigen haben. Ich selbst bin, glaube ich, ich ziemlich gutes Beispiel, dass ein Mensch recht viel „Schicksal“ im Leben aushalten können muss. Doch geht es dabei immer um die Verhältnismäßigkeit. Ich kenne viele Menschen um mich herum, die es gerade oder auch schon länger ziemlich schwer haben. Die Nachbarin, die erst ganz plötzlich ihren Mann verlor und mit 3 Einzelhandelsgeschäften allein da stand, um dann 4 Wochen später auch noch seit einem Jahr das ganze Coronaschicksal voll abzufassen. Sie steht mehr oder weniger vor den Trümmern ihres Lebens.
Die Freundin, die als Soloselbstständige mit 2jährigem Sohn plötzlich alleinerziehend ist, eine neue Wohnung samt Kitaplatz suchen muss. Von den Corona-Anordnungen betroffen darf sie monatelang nicht arbeiten und bricht sich, als es wieder losgehen kann, auch noch den Fuss. Das ganze Leben muss irgendwie umorganisiert werden, arbeiten und somit Lebensunterhalt verdienen fällt weiter erst einmal flach und trotzdem kommt auch sie wieder (im Wortsinn) auf die Beine.
Nur zwei Beispiele von einigen. Diese beiden habe ich so gut wie nie jammern hören. Sie suchten nach Lösungen. Und sie haben sie gefunden. Und dann gibt’s da Menschen, die haben für jede Lösung ein Problem. Und ich glaube, manche Menschen sind inzwischen dahinter gekommen, dass man sich genau mit der Taktik prima durchs Leben lavieren kann.
Denn wie Wolfgang Thierse oben schon schreibt: Wer Opfer ist, kann ja keine Schuld haben. Und so sind viele lieber Opfer. Haben keine Schuld. Nicht an den äußeren Umständen, nicht an den Reaktionen und Taten anderer und schon gar nicht am eigenen Leben. Schuld sind immer die anderen. Blöd nur, wenn genau die Anderen sich eben auch als Opfer betrachten. So wandert die „Schuld“ immer von einem zum anderen. Aus Ansichten werden Ideologien und irgendwann geht es nicht mehr um gemeinsame Lösungen, sondern nur noch um die Ideologie. Das zieht sich dann von ganz oben, sprich der Politik, über Schule und Betrieb bis hinein in Familien.
UND: Es betrifft natürlich auch den Umgang mit unseren Pferden. Nur das diese uns genau durchschauen und schon längst eine pragmatische Lösung zum jeweiligen Thema haben. Meist gefällt einem die dann eher nicht. Wie auch…… sie würde uns zu Einsichten zwingen. Was können wir also tun? Uns im Kleinen und zuerst einmal ganz für uns selbst über die Verhältnismäßigkeit klar werden. Ist das ein reales Problem, was ich da gerade habe? Oder ist es eigentlich mehr meine subjektive Betrachtung und Selbstwahrnehmung.
Dann: REDEN! Kann ich jemanden fragen, dem ich vertraue, was er dazu denkt? Ganz effektiv ist auch immer ein Perspektivwechsel: Wie würde ich denken, wenn ich mein Gegenüber wäre? Ich selbst arbeite jeden Tag daran, mein Gegenüber zu verstehen. Auch wenn das manchmal wirklich schwer ist. Aber man muss es versuchen. Denn das ist dann gelebte Toleranz und die löst ganz oft Probleme. Toleranz ist aber wieder ein ganz eigenes Thema. Dazu bald mehr.
In einem Forum schreibt eine Reitbeteiligung, die sich wirklich rührend und mit viel Engagement und Wissen um einen älteren Hengst kümmert, über ihre Nöte und Sorgen. Die betreffen allerdings weniger das Pferd, sondern eher das Umfeld. Die Pferdebesitzerin ist schon etwas älter und vom alten Schlag : „ Nasenriemen anziehen, vorwärts und Rübe runter“, „Da muss man nur drüber weg reiten“ etc. pp. .
Die Reiterin bemüht sich mehrfach in der Woche dem Pferd dann wieder zu einer halbwegs lockeren gymnastischen Arbeit zu verhelfen.
Doch meist ist das in diesen Konstellationen schwer und frustrierend für den, der sich da redlich bemüht. Denn die Pferde sind Meister darin, sich in der ungünstigen Arbeit derart zu helfen, dass sie über diverse Verspannungen Krücken bilden, die sie die gesundheitsschädliche Art der Bewegung besser aushalten lassen. Wenn dann auch noch das eine oder andere Alterszipperlein hinzukommt, dass zusätzlich „wegkompensiert“ werden will, potenziert sich das Ganze leider.
Und genau darum geht es. Wie viel Lockerheit verträgt ein älteres Pferd? Natürlich ist die erste Prämisse immer, dass ein Pferd locker seine Arbeit tun soll.
Und da kommt der Unterschied zwischen Lockerheit und Losgelassenheit ins Spiel: Denn meiner Meinung nach ist die Losgelassenheit, genau wie alles andere, Pferde- und vor allem altersabhängig.
Wo der 7jährige wirklich alles locker machen sollte, durch den gesamten Körper schwingen sollte und damit seinen Kopf ebenfalls zufrieden von Spannung befreit, kann das bei einem 20jährigen genau umgekehrt sein. Denn die Losgelassenheit im Kopf ist essentiell für den Rest des Pferdes.
Ein 20Jähriger lässt sich aber vielleicht nicht wirklich los, wenn man versucht, ihm alle seine Krücken zu nehmen, die ihm im Zweifelsfall als Fluchttier Sicherheit geben würden. Umso älter die Pferde werden, umso mehr darf sich der Anspruch der Losgelassenheit vom Körper hin zum Kopf verschieben.
Natürlich darf man das nicht als Ausrede nehmen, um altersentsprechende Gymnastik zu vermeiden. Aber ob am Boden oder im Sattel: Ich persönlich lege bei älteren Pferden das Hauptaugenmerk verstärkt auf Stabilisation. Denn die Stabilisation im Körper gibt Sicherheit im Kopf, die Sicherheit im Kopf führt zu mehr Lockerheit im Körper. Immer in kleinen homöopathischen Dosen und auch dafür gibt es Grenzen. Das Schwierige für mich persönlich dabei ist, das anfangs manchmal nicht schöne Gangbild auszuhalten und den eigenen Anspruch, entstanden aus Erinnerung, im Kopf „loszulassen“. Genau da, nämlich im Kopf, schließt sich dann der Kreis.
Gedanken zum 23.01.2021 - Wie lange ist Besonderes noch besonders oder "Ist Aussenwirkung wirklich so weichtig?"
Heute mal etwas abseits von praktischen Tipps und Tricks zur Pferdeausbildung. Ich frage mich ab und an, wie manche Menschen es eigentlich schaffen, fast jeden Schritt und jede Situation ihres (Pferde-)Lebens in den sozialen Medien zu teilen. Wenn ich dann so zwei-dreimal / Woche bei Facebook stöbere und meine Seite und meine Gruppe pflege oder auch auf dem Handy im Whatsapp-Status nachschaue, finde ich Mitmenschen, deren Status /Storie/Show, wie immer es auch heißen mag, aus täglich mindestens 5-6 Postings besteht. Auch beim Pferd wird gefühlt jede zweite Aktion geteilt. Pferd liegt, Pferd guckt, Pferd spielt, Pferd arbeitet etc. pp. Woher nehmen manche die Zeit? Haben so viele keine Familie, keinen Partner, kein anderes Leben?
Versteht mich nicht falsch, ich verurteile das nicht. Jeder nach seiner Fasson´. Ich persönlich allerdings, obwohl ich tatsächlich eher ein extrovertierter Mensch bin 😉, kann das nicht. Ich filme auch und dokumentiere teilweise. Das tue ich auch für meinen Job als Trainer, für meine Schüler…….. Aber ich weiß auch, dass das nicht die richtige Motivation zur Arbeit mit unseren Pferden sein kann und darf. Ich habe das sehr zurück geschraubt, als ich vor längerer Zeit merkte, dass ich teilweise schon bei einigen Übungen/ Situationen im Kopf hatte, wie das wohl auf dem Bild wirkt……. DAS wollte ich nicht mehr. Ich filme jetzt nur noch zu eigenen Kontrollzwecken oder für meine eigene Weiterbildung mit und wenn ich denke, das könnte andere interessieren.
Oder es ist ein besonders schöner oder zu Herzen gehender Schnappschuß entstanden, von dem ich glaube, dass er auch anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Das ist allerdings bei weitem nicht täglich der Fall. Die besonderen Momente sind eben nicht inflationär. Und das sollten Sie nach meiner Meinung auch nicht sein. Liegts am Alter? Ein lieber jüngerer Verwandter von mir würde sagen: *augenroll* „ Boomer!“ 😉 Liegt es daran, dass ich nicht „digital native“ bin? Dass es mich viel zu viel Zeit und Hirnschmalz kostet, erst einmal hinter die Technik zu steigen, dann zu filmen, zu schneiden, hochzuladen……? Oder sind mir einfach die innigen, perfekten, schönen Momente für mich allein zu wichtig, um sie mit der ganzen Welt zu teilen? Ist das Besondere noch das Besondere , wenn es Massenware wird? Eure Gedanken dazu würden mich interessieren. Schreibt sie doch gern unter „Was bewegt Sie?“ Ins Gästebuch oder auch auf mein Facebookprofil. Aber Obacht: Rechnet nicht unbedingt mit prompter Antwort! 😉
Gedanken zum 09.01.2021 - Von der Wichtigkeit des Wissens oder "Kleine Ursache, große Wirkung" (Beispiel 2)
Wir sind noch beim selben Paar des letzten Textes, die sich inzwischen auf Volten befinden. Y. hat das mit der Energie verstanden und versucht nun, dies auf die Kreislinie mitzunehmen. Das klappt rechts nur semi-gut. ;- ) Ich lasse sie ein paar Momente probieren. Ich hab es ganz gern, wenn die Pferdebesitzer von allein dahinter kommen, was sie ändern müssen. Das bleibt nämlich dann auch gut im Hirn haften. 😉 Sie weiß, dass es an ihr liegt, kommt aber nicht dahinter. Also lasse ich beide eine Pause machen und zugucken, wie ich als imaginärer Longenführer die Volte laufe. Zuerst in Y-Manier und dann in Beate-Technik. Sofort erkennt Y. ihren Fehler. Sie läuft ihren kleinen Kreis übersetzend. Das heißt, sie setzt den linken Fuss vor den rechten. Damit kommt sie mit ihrer gesamten Körperpräsenz nach rechts, der Oberkörper kippt nach rechts, der Raum links neben ihr wird frei und das Pferd nimmt die Einladung herein zu kippen dankend an. Ich zeige ihr wie sie die Füsse setzen sollte. Den rechten nach rechts und den linken eher geradeaus. Sie kann das ganz schnell umsetzen. Der Oberkörper bleibt gerade, die ganze Körperpräsenz auf der linken Seite. So schließt sie den Raum links neben sich und das artige Pferd läuft eine schöne runde Volte ohne auf die rechte Schulter zu kippen. Ganz ohne wedeln und pitscheln. Ganz verblüfft über diese einfache Korrektur fragt Y. mich, warum ihr das bisher niemand sagen konnte. Joaaaaaa………..;-)
Gedanken zum 21.12.2020 - Von der Wichtigkeit des Wissens oder "Kleine Ursache, große Wirkung" (Beispiel 1)
Vorab mein Zitat der Woche: „Wir kommen nicht darum herum, die Bewegungen des Pferdes richtig und sicher fühlen zu lernen, damit wir unsere Einwirkungen in präziser Weise im passenden Augenblick placieren.“ (Udo Bürger)
Die Ausgangslage: Eine Pferdebesitzerin (nennen wir sie Y.) , mit einem 5jährigen Wallach, beide neu in meiner Trainingsgruppe, haben ihre erste Longenstunde. Wir besprechen die Probleme und stellen fest, das Pferd ist rechtshändig und seinem Alter entsprechend noch wenig balanciert auf Biegungen. Im Geradeaus geht das alles schon ganz gut. Y. hat gut vorgearbeitet, weg von den mal erlernten Techniken (auf der Stelle stehen, Pferd ausbinden und im Kreis schleudern) hat sie schon allein festgestellt, dass sie sich damit nicht gut fühlt und die Ausbinderei irgendwie als nicht richtig und vor Allem nicht nachhaltig empfunden hat. Wir besprechen noch ein paar theoretische Dinge und sie legt los. Und wie ganz oft ist es wieder einmal die „Energie“ des Longenführers, die sich ändern darf. Der kleine Charmeur schiebt natürlich sukzessive und fast unbemerkt seine Last auf der rechten Hand in Richtung Y.
Und ganz unbewusst lässt Y sich auch Stückchen für Stückchen verschieben. Am Anfang der langen Seite auf den Hufschlag begonnen, endet die lange Seite eher auf der Viertellinie. Nun kann man da ganz viel mit der Longierpeitsche wedeln, „Raus, raus, raus“ rufen oder hopsen wie Rumpelstilzchen. Man kann aber auch seine Augen auf einen Punkt schnurgerade am Ende der langen Seite richten. In ganz kurzen Abständen immer wieder dorthin schauen und so seinen eigenen Körper geraderichten. Wenn der kleine Charmeur nun versucht, seine Energie in die Bahnmitte zu richten, ist der Raum da schon zu. Nämlich mit der Energie von Y. Sie hat den Raum besetzt, ohne auch nur einen Schritt in die Richtung des Pferdes gegangen zu sein. Einfach durch die Präsenz eines geraden Laufes.
Nichts anderes machen Pferde in der Herde. Räume mit Präsenz besetzen. Und das ist für uns kaum bis nicht sichtbar. Genauso wie nur für geübte Augen wirklich sichtbar ist, was Y. da gerade anders gemacht hat. Doch das Pferd spürt sofort: „Ahh Physik. Wo ein Körper Raum besetzt, kann kein zweiter Körper sein……“ und marschiert auch auf der rechten Hand schnurgeradeaus. 😊 Es kostet Übung, aber es ist immer wieder ein sehr cooles Aha-Erlebnis, wenn es klappt. Und bald braucht man dann auch auf Wendungen kaum noch eine Peitsche zum Zeigen. Aber dazu bald mehr.
Gedanken zum 06.12.2020 - Nikolaustag: Hilfen sind zum Helfen da oder auch "Timing ist alles!"
Ob am Boden oder im Sattel, sie sind unerlässlich: Die Hilfen, die dem Pferd sagen, was es tun soll.
Die unglaublich vielen verschieden Hilfen hier zu beschreiben sprengt jeden Rahmen und ist auch von Reitweise zu Reitweise ganz unterschiedlich. Aber eins sollte allen gemein sein: Ein gutes Timing. Waldemar Seunig wiederholte dazu häufig den Satz „Aufhören muss er (er bezog sich dabei auf den Schenkel) sofort bei Eintritt des Gehorsams“ Das gilt nicht nur für den Reiterschenkel, sondern für jegliche Hilfengebung.
Wie viele Pferdebesitzer beschweren sich über ein Pferd, dass zögerlich oder gar nicht reagiert, „faul“ am Schenkel ist, sich nicht von Longenführer entfernt etc. pp. . In ganz vielen Fällen liegt das daran, dass das Pferd keinen Unterschied erkennen kann zwischen Reaktion und Nicht-Reaktion. Da wird dauerhaft gepitschelt, geklopft oder geschoben. Auch wenn der Erfolg schon lange da ist……So lernt das Pferd schnell: Es macht keinen Unterschied, ob ich reagiere oder nicht und offenbar soll ich das ganze Gebahren so lange aufrecht erhalten, bis das Pitscheln, Schieben und Klopfen aufhört. Und genau das ist der falsche Weg. Herr Seunig hat nicht umsonst gesagt „sofort BEI Eintritt des Gehorsams“. Eben schon bei Eintritt, nicht erst 10 Sekunden später (im günstigen Fall) oder gar nicht mehr. Denn vor Allem bei „gar nicht mehr“ zwingen wir uns selbst in eine Schleife, aus der wir nicht mehr herauskommen. Wollen wir etwas mehr, müssen wir dauerhaft etwas mehr machen. Wollen wir deutlich mehr, müssen wir dauerhaft deutlich mehr machen! Und am Ende steigen völlig fertige Reiter von völlig fertigen Pferden. Ob dabei irgendwer Spass hatte? Ich denke nicht!
Deshalb ist es so wichtig, den Pferden Spass an der Bewegung zu vermitteln und in Ausbildung und Korrektur stets darauf zu achten, eine Reaktion zu bekommen, dann aber auch SOFORT Ruhe zu geben. Anfangs wird das jede 2. Sekunde eine Aktion erfordern. Doch alle Pferde lernen sehr schnell, dass es sehr angenehm ist, einfach locker weiter zu machen, unterstützt von einem Pferdebesitzer der mit positiver Grundspannung losgelassen am Boden folgt oder im Sattel sitzt, bis eine neue Bitte an das Pferd gerichtet wird. Denn genau so macht es ganz schnell Sinn für unsere Pferde, sie fühlen sich wohl in der Arbeit und keiner der Beteiligten muss sich bis zur völligen Erschöpfung abmühen.
So wird aus Monolog und Anweisung Spiel und Dialog. Und nur so entsteht wirkliche Harmonie!
Gedanken zu einem außergewöhnlichen Advent (29.11.2020)
Was fangen wir nun an mit diesem verflixten 2020? Es neigt sich dem Ende zu und das ist auch gut so!
Ich hatte schon einige Jahre in meinem Leben, die eigentlich zum Vergessen waren. Dieses 2020 reiht sich nahtlos da ein. Auf eine andere Art als die meisten anderen, aber es reiht sich ein. Es nervt! Und dabei bin ich persönlich noch nicht einmal stark betroffen. Meine Freunde und die Familie sind bisher gesund *aufHolzklopfe*
Ja, ich konnte im Frühjahr gut 2 Monate nicht arbeiten und auch jetzt ist es eher wieder schwierig. Aber im Vergleich zu ganz vielen anderen Menschen bin ich echt gut dran.
Warum also nervt es so?
Weil ich Veränderungen bemerke. Veränderungen, die mir Sorge machen.
Was ich in der Gesellschaft im Großen beobachte, nämlich Intoleranz, Zwist, Teilung und Entfremdung macht sich so langsam auch im kleineren Kreis breit. Bis hinein in die Familie. Und da geht es gar nicht immer nur um das C-Thema.
Man macht sich Gedanken:
Hatte der/die Bekannte/ Verwandte eigentlich schon immer so „abweichende“ Ansichten? Hat er/sie das bis jetzt gut versteckt, oder der hat sich das erst entwickelt? Ist das eine wirkliche Meinung, oder ist man einfach nur „dagegen“ (egal zu welchem Thema) weil das in diesen Zeiten gegen die allgemeine Hilflosigkeit und das genervt Sein hilft? Weil man sich nützlich fühlt mit dem eigenen Dagegensein? Kann und darf ich manche Ansicht noch tolerieren?
Viele von uns hätten gerade jetzt so viel mehr Zeit, miteinander zu reden. Auch wenn es nicht immer persönlich geht. Also lasst uns das tun.
Wenn wir im kleinen Kreis der Intoleranz, dem Zwist und der Spaltung keine Chance geben, haben wir schon viel bewirkt. Wie gesagt, es geht nicht immer um das C-Thema, es betrifft das tägliche Leben. Ich nehme mich da selbst absolut nicht aus.
Man muss nicht immer einer Meinung sein, egal worum es geht.
Aber das uralte Motto heißt: Leben und Leben lassen! Und genau das ist im Wortsinn gerade jetzt wichtiger als jemals zuvor.
Gedanken zum 22.09.2020 : "Nimm doch einfach Cavaletti!" oder: Die Crux mit den Stangen
Immer wieder lese und höre ich überall die pauschale Empfehlung für „Cavalettitraining“.
Für jedes „Zipperlein“ beim Pferd heißt es : Nimm Stangen. Doch ist das wirklich so gut? Wie überall gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Und nicht für jedes Pferd ist Stangentraining vorteilhaft. Dazu ein kurzer Exkurs in die Bewegungsmechanik unserer Pferde.
Sie sind Meister darin Ihre Bewegungen zu automatisieren. Das bedeutet, dass sie in jeder Situation so schnell wie möglich versuchen, aus muskulärer Anstrengung herauszukommen und die Bewegung eher über die Energiespeicherfunktion Sehnen und Bänder zu vollziehen. Das macht für ein Fluchttier auch absolut Sinn. Denn jede Energie muss so effektiv wie möglich eingesetzt werden.
Die Cavaletti unterbrechen nun diesen automatisierten Bewegungsablauf und erzwingen sozusagen Muskelarbeit. Genau das ist ja auch ihr Sinn. Oft sieht man aber nun, dass Pferden relativ schnell zu viele Stangen in den Weg gelegt werden. Sie verlieren Takt und Balance und haben keine andere Chance, als sich irgendwie hinüber zu lavieren. Dabei werden dann auch gern mal die falschen Muskeln trainiert. Besonders auch recht instabile Pferde haben damit große Probleme, weil sie ihre Muskeln ohnehin schon für eine gewisse Grundstabilität meist eher kompensierend einsetzen.
Vor diesem Hintergrund wird es absolut verständlich, dass man mit Stangenarbeit sehr langsam und vorsichtig beginnen muss. Zuerst eine Stange im Schritt geradeaus, dann im Trab. Erst wenn diese Stange ohne Taktfehler in losgelassener Haltung überwunden werden kann, kommt eine zweite dazu. Diese wird unbedingt in passendem Abstand und nur im Geradeaus gelegt und auch zuerst wieder im Schritt überwunden. Werden 2 Stangen losgelassen und im Takt im Trab bewältigt, Kann eine dritte hinzukommen Und so fort.
Mehr als 4 Stangen sollte man nie legen, weil das in etwa der Abstand ist, den ein Pferd noch in einem Sprung überwinden kann, ohne Stangensalat und somit Verletzungsgefahr zu provozieren. Kann das Pferd diese Stangen fehlerfrei und losgelassen im Geradeaus bewältigen, kann man langsam anfangen, Stangen auf dem Zirkel zu verteilen Da beginnt man wieder mit lediglich einer Stange, denn die Biegung an sich ist schon eine Herausforderung für unsere Pferde.
Stangen fördernd jeweils für Kadenz oder Dehnung einzusetzen ist dann schon eher eine Aufgabe für Fortgeschrittene! Cavalettiarbeit ist anspruchsvoll und anstrengend. Das darf man nie vergessen, um unsere Pferde nicht dazu zu bringen, in ungesunden Haltungen auf die Vorhand schiebend Stangen zu überwinden. Denn das wäre dann alles andere als gesund. Also immer schön langsam, nicht nur mit den jungen Pferden. ;-)
Gedanken zum 27.08.2020 : Und was machen wir nun mit den „Superpferden“ ? oder „Weniger ist manchmal mehr“
Was also nun tun mit so einem „Kracher“ (siehe unten) der eigentlich den ganzen Tag auf der Suche nach Stabilität ist?
In unserem Fall geht es darum, dem Pferd zu erklären, wie man sich mit angehobenem Brustkorb bewegt.
Und zwar anfangs gaaaaaanz langsam, jeden einzelnen Schritt setzend. Aber eben akribisch darauf achtend, dass das Pferd mit Genick UND BRUSTKORB oben beibt und in Wendungen richtig rotiert.
Das ist schwieriger als man denkt. Ich habe schon Pferde gesehen die im Alltag L und M gehen und auf einmal anfingen zu eiern. Die meisten Turnierreiter üben nämlich lediglich Lektionen und fühlen meist gar nicht, ob und wie das Pferd unter ihnen rotiert. Meist kommen dann auch noch so Anweisungen wie " Schenkel innen/außen" was in solchen Fällen dann völlig kontraproduktiv wird, weil man damit nur die HH noch mehr zum Kompensieren animiert.
Heike Gersthagen aus Jenhorst in Niedersachsen hat für genau diese Problematik ihre „Bewegungsosteopathie“ ( www.Bewegungsosteopathie.de) entwickelt.
Man nutzt mit dieser Methode keinesfalls nur die Zügel zum Hochholen. Das Ganze hat auch nichts mit absoluter Aufrichtung und kurzem Getrippel mit abgesacktem Rücken zu tun.
Anfangs werden die Pferde am Boden damit animiert, das Gewicht ganz leicht nach hinten zu verlagern und dabei die Brustmuskeln anzuziehen.
Daraus geht man ganz langsam los. Gerade bleiben ist das Zauberwort. Bei den meisten geht das zu Anfang noch nicht mal an der Bande.
Sie eiern sich dahin. Man korrigiert nur über die Vorhand durch leichtes Zügel anlegen und von Sattel aus mit Knien und Oberschenkeln.
Durch bewusstes Aufrichten des Reiters hält man vom Sitz her das Pferd oben.
Die Unterschenkel begleiten das Pferd, beeinflussen aber die HH kaum. Der Brustkorb soll oben bleiben, das Pferd ganz gerade und spurig gehen und die Kruppe soll sich geradeziehend nur folgen. Anderenfalls kippen sie vorn nämlich wieder vorn runter und in falsche Rotationen.
Wenn die Pferde das verstanden haben, werden sie ganz eifrig. Später trabt man dann genauso langsam an, nimmt auch da Wendungen hinzu und achtet über Bügeltritt und Knie/Oberschenkel wieder auf richtige Rotation. Das Becken folgt dann nach und nach. Die Pferde fangen an zu tanzen. Wenn man das im Trab geschafft hat, geht man geradeaus zu mehr Schwung über und passt akribisch auf, dass sie nicht wieder anfangen sich nach vorn unten zu schieben.
Das Ganze dauert je nach Pferd und Trainingsintensität zwischen 2 Monaten und einem Jahr. Je nachdem wie sie gebaut sind und wie lange sie schon vorhandlastig und mit falscher Rotation herum laufen.
Ach ja: Pausen werden im Stehen in völliger Dehnung gemacht und später tastet man sich heran, wie weit man den Hals aus dem Widerrist fallen lassen kann, ohne dass das Pferd wieder nach vorn kippt. Wir stellen also eine vertikale Waage her. Und genau das ist dann nämlich auch Dehnungshaltung und nicht lediglich " Vorwärts-Abwärts". ;-)
Ich bin jedenfalls froh, dass ich mit meinem „Kleinen“ Schwarzen 😉 auf Heike Gersthagen gestoßen bin. Ich habe aber bisher noch keine Methode gefunden, in der so explizit auf die Fehlrotationen im Brustkorb und daraus resultierend im Becken eingegangen wird. Und genau DAS ist der Knusus Knacksus bei allen Pferden. Vor allem aber bei den modernen, die ihre Muskeln zu 80% zum Stabilisieren ihrer Überbeweglichkeit brauchen. ;-(
Wer sich dafür interessiert folgt uns gern auf Facebook. (siehe unten).
In der letzten Cavallo gab es einen Artikel über sogenannte "Superpferde". Also die Bewegungskünstler, die hochgezüchtet dann Probleme mit ihrer Balance bekommen. Dazu konnte man auch einige Tipps zum Training mit diesen Pferden lesen. Ich bilde seit 6 Jahren meine junge Stute mit recht passabler Dressurabstammung ;-) aus und weiß genau, worum es da geht. Man kann sich schnell täuschen in solchen Pferden, die mit ihren langen Beinen und in unserem Fall auch noch extremem Stockmaß von 1,80m mit einem Schwerpunkt wie ein Segelboot am Mast herumlaufen. Dazu kommt, dass sie auf Beweglichkeit gezogen sind. Das heißt Sehnen, Bänder und Bindegewebe sind möglichst "elastisch" . Nicht immer ist so ein Pferd gleich hypermobil im klassischen Sinne. Das ist dann natürlich die besondere Crux an der Sache.
Aber auch schon das andauernde Gefühl einer gewissen "Schwammigkeit" und Instabilität ist für unsere modernen Pferde kein Grund, sich in der Arbeit besonders wohl zu fühlen.
Diese Malessen werden dann mit Muskelverspannungen kompensiert. Bevorzugt laufen diese Pferde schiebend vorwärts, schieben sich so nach vorne unten in ihr Brustbein hinein und laufen auf der Vorhand ihrem Schwerpunkt hinterher. Die Oberlinie und der Unterhals werden zum stabilisieren benutzt und somit wird der lange Rückenmuskel als Bewegungsmuskel völlig festgestellt und ausgeschaltet. Die Pferde werden zu Schenkelgängern. Fesselträger- und Gelenkproblematiken sind vorprogrammiert.
Gibt es dann zusätzlich noch ein Problem mit der Verbindung des Beckens zum Rücken, gelingt es diesen Pferden überhaupt nur noch über den Schub sich gerade zu machen und der Teufelskreis ist geschlossen. Möchte man irgendwann Versammlung, kommt man an Grenzen. Denn ohne Geraderichtung keine Versammlungsfähigkeit.
Das Schlimme ist, dass genau diese Pferde aber auch meist extrem leistungsbereit sind und dem Menschen immer gefallen wollen. Dass sie das nicht können endet dann für alle Beteiligten oft in einer Frustschleife bis hin zu heftigen Wehrigkeiten.
Nicht immer sind "Vorwärts", Cavaletti und Seitengänge (meist eh nur kompensatorisch vom Pferd ausgeführt) die Lösung des Problems.
Diesen Pferden (und nicht nur diese, sondern eigentlich allen) muss erklärt werden, wie sie sich mit angehobenem Brustkorb koordinieren können. Langsam, mit viel Zeit und Geduld und natürlich mit Sachverstand. Das hat übrigens absolut nichts mit strittigen Methoden von Dehnungshaltungsgegnern zu tun. Versucht eure Pferde zu verstehen, bildet euch weiter, denkt um die Ecke. Und vor Allem: Beobachtet und fühlt gut in eure Pferde hinein.
Meine Meinung zu einer Frage in Facebook nach einem guten Buch über Beziehungsarbeit am Pferd:
Beziehungsarbeit ist nicht Arbeit am Pferd sondern Arbeit an sich selbst. Dafür kann es keine allgemeingültige Gebrauchsanweisung geben.
Pauschal gesagt: Wissen erwerben, Sicherheit aufbauen, Auge schulen...... etc. = Souveränität erlangen.
Souveränität hat nichts mit Dominanz und "Herrschaft" im herkömmlich verstandenen Sinne zu tun.
Souveränität beginnt nicht erst bei der Arbeit sondern schon beim Aussuchen des passenden Stalles und der Einstellung zu Haltung und Fütterung.
Souveränität lässt Fragen zu, gibt Antworten und weiß immer einen Alternativweg.
Souveränität motiviert beide Seiten und ergibt am Ende genau das Verhältnis, dass sich alle immer wünschen.
Wie jeder für sich dahin kommt ist unterschiedlich.
Wenn man da ist, quittieren es alle Pferde auf die gleiche Art. Egal in welchem "System":
Mit Vertrauen, Liebe, Gesundheit und Motivation. Aber man kann und darf eben nicht ausschließlich beim Pferd ansetzen.....
Gedanken zum 19.06.2020 „Das Ding mit dem Tellerrand“ oder: Was der Bauer nicht kennt….“
Die weit verbreitete Meinung: „Das haben wir schon immer so gemacht und basta!“ ist leider noch viel zu oft anzutreffen. Ich versteh das in den allermeisten Fällen auch. Bin ich doch selbst auch eher der Typ, der es mag, wenn alles schön in bekannten, geordneten Bahnen verläuft und solange alles gut funktioniert gibt es ja auch keinen Grund was zu ändern.
Wirklich nicht? Mal abgesehen davon, dass auch „Gut“ ab und an immer noch besser und/oder einfacher und/oder gesünder gehen kann, muss man aber spätestens dann über den Tellerrand schauen, wenn man in einer Sackgasse steckt. Auch wenn die Sackgasse neudeutsch heute eher „Lernplateau“ heißt, bleibt doch der Umstand, dass es von da aus im besten Fall oft nicht weiter geht. Im schlimmeren Fall eher rückwärts.
Betrifft es nur den Menschen selbst, ist das noch jedermanns Eigenverantwortung, die er höchstens sich selbst und seiner Familie gegenüber erklären und verantworten muss. Ich erlebe das gerade selbst im Zusammenhang mit einem Lebensabschnitt, der in einigen Dingen Umdenken erfordert. Kommen aber auch noch unsere Pferde ins Spiel, ist es an uns, sich offen und bereit zu zeigen, ungewohnte Wege zu gehen, neue Entscheidungen zu treffen auch wenn sie manchmal vielleicht in der Konsequenz nicht angenehm sind. Weil man damit vielleicht nicht dem Mainstream entspricht, plötzlich die eigene bisherige Meinung als nicht ganz richtig erkennt oder einige Dinge eben unbequem oder zeitaufwändig sind.
Wir sind es unseren Pferden allerdings schuldig, zu ihrem Wohl über den Tellerrand zu schauen. Das hat nichts mit „Methodenhopping“ zu tun. Man muss schon mal eine Weile dran bleiben um zu einem Ergebnis zu kommen. Das kann aber dann auch heißen: Dies ist nicht der richtige Weg!
Dinge ausprobieren, in sich selbst und sein Pferd hineinhorchen, vielleicht ein wenig abwandeln, wieder den Bauch befragen und bei Bedarf neu entscheiden: Manchmal ergeben sich dabei sogar Möglichkeiten, an die man bisher noch gar nicht gedacht, oder von denen man nur geträumt hat. In diesem Sinne: Traut euch!
Gedanken zum 05.06.2020 oder “Du bist immer so schön strukturiert!“
Achtung! Heute wird es persönlich. Ich bin ja sonst nicht so der Typ, der sein Innerstes nach außen kehrt. Da hätte ich manchmal auch viel zu tun… 😉 Und ganz ehrlich: Ich denke, dass es auch nicht günstig ist, sich selbst einen derartigen öffentlichen Seelen-Stripties zu verpassen. Aber heute tue ich das ausnahmsweise mal, weil ich denke, es geht nicht nur mir so und der/die Eine oder Andere kann vielleicht für sich was mitnehmen. Oder: Der/die Eine oder Andere hat vielleicht noch einen Tipp…… Und : Es tut mal ganz gut, das aufzuschreiben.
Ich bin ja schon immer eher der Kopfmensch. Das hat Vorteile im Leben, vor Allem, wenn man als Buchhalter und Selbstständiger arbeitet. Struktur, Klarheit, Fokus, Ordnung sind meine Stärken. Und meine Schwächen. 😉 Warum? Weil Menschen wie ich schnell vergessen, ihren Bauch zu benutzen. Dabei hat mir die Natur eigentlich eine ganze Menge Bauch verpasst. Leider nur physisch…… 😉
Ich bin ja Baujahr 1964 und inzwischen in einem Alter, zu dem eine liebe Freundin mal „Spätpubertierend“ sagte. Genau! Die Hormone stehen Kopf und ich darf sie auf Grund einer Vorerkrankung einfach mal machen lassen. Nix mit Gegensteuern oder so. Bioresonanz hilft ein wenig. Aber eben wenig……Ich bin unkonzentriert, manchmal planlos, ab und an lustlos…..Das ist ANSTRENGEND! Das bin doch nicht ich! Das macht keinen Spass. Mir nicht und Allen um mich rum auch nicht.
Der GöGa ist super verständnisvoll. Auch weil ich ihm versucht habe zu erklären, wie es gerade in mir aussieht und dass das alles nichts mit ihm zu tun hat. Trotzdem hat er es nicht leicht. Und meine Pferde haben es auch nicht leicht.
Die Omi ist inzwischen 27 und eine ziemlich heftige Zahnsache verbunden mit enormen körperlichen Zusammenfall führte vor 4 Wochen dazu, dass ich kurz davor war, sie gehen zu lassen. Zum Glück hat meine super Tierärztin noch mal was retten können. Meine SB kümmern sich engagiert und rührend und haben alle Sonderregelungen möglich gemacht, die man so bekommen kann.
Das „Kleine Schwarze“ also meine Maggie tut sich schwer in ihrer jetzigen Ausbildung und mit ihren kleinen Gebäudemalessen. Da heißt es Ansprüche zurück schrauben, andere Wege gehen, teilweise zurück auf „Los“.
Die ganze Corona-Situation führte zu zweieinhalb Monaten Berufsverbot. Die Flucht in die Arbeit fiel also auch weg und man war ganz auf sich zurück geworfen.
All das ist gerade genau das Gegenteil von Entspannung. Zeit zum Nachdenken, mal wieder. Und am Ende die Erkenntnis: Weniger ist mehr. Wer hätte das gedacht. 😉
Weniger Internet weniger Anspruch, weniger Perfektion. Mehr Natur, mehr Ruhe, mehr Abgrenzung.
Warum muss man eigentlich erst deutlich über die Hälfte seines Lebens rum kriegen, um langsam zu solchen Einsichten zu kommen? Ich hätte gerne schon mit 40 die Kurve gekriegt, in die ich erst jetzt offenbar reinfahre. Ich hoffe, ich kriege sie bald! In diesem Sinne, Allen denen es (egal in welchem Alter) gerade genauso geht viel Kraft und vor allem Muße. Ich glaube wir werden beides brauchen.
Gedanken vom 20.5.2020 zum Thema : "Analog ist unverzichtbar!"
Hurra! Ich darf wieder arbeiten. Nach über 2 Monaten Stillstand haben jetzt die ersten Ställe wieder externe Trainer zugelassen. So kann also am 30.5. ein Trainingstag in Hoppegarten stattfinden und auch der regelmäßige mobile Unterricht startet teilweise wieder. Noch nicht überall, aber doch hier und da. Das ist schön. Denn ich habe zwar anfangs überlegt, ob ich mich am überbordenden Allgemein- Online-Angebot beteilige, mich aber dagegen entschieden.
Persönlichen Online-Unterricht gebe ich schon seit Jahren. Und das wird auch so bleiben. Doch der Zug „Online-Messe“, „Online-Kurse“ etc. fährt auch ganz gut ohne mich weiter. Ich persönlich bin zeitlich und aufnahmetechnisch 😉 von diesem Massenangebot als Nutzer schon ziemlich überfordert. Persönliche Onlinehilfe für mich und meine Pferde von einem Trainer meiner Wahl sind wertvoll und das nutze ich auch regelmäßig. Der ganze Rest ist mir aber einfach als Konsument inzwischen zu viel.
Trotzdem war das alles sicher auch eine große Chance für einige Pferdebesitzer, selbst neu über den Tellerrand zu schauen und vielleicht die eigenen Ansichten zu überdenken oder zu erweitern. Dann hätte alles wenigstens einen schönen Sinn gehabt. Doch als Trainer weiß ich auch: Nichts kann guten Präsenzunterricht vollständig ersetzen. Deshalb ist es gut, wichtig und richtig, dass wir jetzt wieder loslegen können. Ich freu mich auf Euch!
Gedanken vom 25.03.2020 zum Thema "Vom Ich zum Wir !" oder "Kraftverschwendung macht keinen Sinn"
Ich finde es wirklich anstrengend, wieviel Halbwissen und Vermutungen und Ansichten zu Verfahrensweisen zur Zeit im Netz kursieren.
Ich finde diese ganze Diskussion in den sozialen Medien ermüdend, teilweise egoistisch, nicht sehr empathisch und vor allem unnötig. Wir haben doch alle genug Kraft zu investieren um unser Leben derzeit zu managen. Vielen bricht gerade die Existenz weg. Alle möchten gesund bleiben. Die meisten haben Anforderungen zu bewältigen, die sie so noch nie hatten.
Dann konzentrieren wir doch einfach unsere Kraft darauf.
Aus diesen ewigen Mutmaßungen und Gerüchten entstehen Diskussionen, die eigentlich nicht notwendig sind, wenn alle Stallbesitzer und Einsteller sich bei den relevanten Stellen informieren.
Ich sehe das ganze mehr aus Sicht des Stallbetreibers, weil ich als Buchhalterin eines größeren Hofes gerade arg dazu gefordert bin. Ich habe einen größeren Teil des Organisatorischen zu erledigen, damit sich meine Chefin um die Praxis kümmern kann.
Ich bin froh, dass unser Ministerium für Landwirtschaft in Brandenburg nun endlich eine klare Anweisung rausgegeben hat.
https://mluk.brandenburg.de/mluk/de/start/aktuelles/coronasituation/hinweise-zur-versorgung-von-pferden/
Ich denke, sowas wird es auch in anderen Kreisen und Ländern geben. Also machen wir uns doch da schlau und nicht über die Gerüchte bei FB und Co.
Am Montag haben wir uns z.B. einen ganzen Vormittag von Stelle zu Stelle telefoniert, um Infos einzuholen. Die Entscheidungen, was zu tun und zu lassen ist, haben wir uns nicht leicht gemacht. Das macht als Stallbesi und Mitarbeiter auch keinen Spass, das könnt ihr mir glauben! :-(
Ich glaube, da macht sich kaum ein Einsteller wirklich ein Bild von. Wir sind genauso angespannt wie alle, zumal wir alle auch noch Pferdebesitzer sind.
Wir sind verantwortlich für die Durchsetzung der Vorschriften und haftbar für alles. Wir müssen alles dokumentieren, wer, wann, wo, wie lange etc..
Das alles wird hier in Brandenburg bereits kontrolliert, obwohl es gerade erst zwei Tage verschärft so ist, wie es ist.
Ich glaube nicht, dass es in Fällen, wo ein Pferd aus Alters-oder sonstigen Gründen vermehrt Pflege braucht, keinen Weg dazu geben wird. Der Rest MUSS sich einschränken und an alles halten. Denn nur dann haben wir alle eine Chance, zwar limitiert und einzeln, aber doch recht sicher, auch weiter zu unseren Pferden zu dürfen. Ich verstehe ehrlich gesagt jeden Stallbesitzer, der keine Lust auf solchen Mist hat und den Hof zumacht, wenn er genug Leute hat, die die Arbeit schaffen. Oder eben auch, weil er eben nicht genug Leute hat, um die ganze Diskussion zu führen und noch die Anforderungen der Behörden zu erfüllen.
Die Stallbetreiber führen hier keinen Krieg gegen Einsteller! Und es gibt auch nicht "die eine oder die andere Seite"......Es sollte für alle nur Eines wichtig sein:
Wie WIR diese Herausforderung GEMEINSAM meistern. Bleibt weiter schön gesund!
Gedanken vom 16.03.2020 zum Thema „Verantwortung“ oder "Auch im Freien gibt es Regeln"
Was man eigentlich alles hat und kann erkennt man immer dann, wenn es nicht mehr da ist. Genauso geht uns das jetzt im Zeichen von Covid19. Seit heute sind auch alle Sportbetriebe einzustellen. Der Sport mit Tieren darf sich nur auf das für das Tierwohl Notwendigste beschränken. Das ist etwas schwammig, aber bei genügend Bewusstsein für das Wohl der Menschen um sich herum und auch für die Gesundheit der eigenen und der Pferde anderer eigentlich ziemlich klar: Jeder, der nicht unmittelbar zum Pferd gehört, bleibt bitte vor dem Tor. Der Familien- oder Freundesausflug zum Pony fällt aus! In Gemeinschaftsräumen und Toiletten achtet jeder auf seinen Schutz. Wie das geht, ist jetzt seit Wochen genug thematisiert worden. So ist jeder Mensch so gut es geht geschützt. Was hat das nun direkt mit unseren Pferden zu tun? Erstens: Covid 19 ist eine Zoonose. Es kam von einem Tier...... mehr weiß man zu dem Thema noch nicht. Doch viel wichtiger ist doch: Schützt eure Stallbetreiber und deren Familien. Denn sie sind es, die dafür verantwortlich sind, unsere Pferde zu versorgen. Auch dann, wenn sie dabei auf sich allein gestellt sein sollten! Bereits jetzt gibt es Probleme in einigen Ställen, weil man 45 Pferde in Boxen, aber wegen Quarantäne kein Personal mehr hat. In vielen Branchen bangen momentan viele Unternehmer um ihren Umsatz und damit ihre Existenz. In unserer Branche hängen an der ganzen Sache neben den menschlichen Schicksalen aber außerdem auch noch unsere Pferde dran. Macht euch das bewusst und überlegt euch gut, was in diesen Tagen nötig ist und was nicht. In diesem Sinne: Bleibt alle schön gesund!
Gedanken vom 09.02.2020 zum Thema „Henne oder Ei“ oder auch „Ist überbaut immer überbaut?“
Manchmal sind ja so Facebook- und andere Postings ganz nützlich, um mal wieder eigene Gedanken zu formulieren. In einer Gruppe gabs vor Kurzem die Diskussion, ob vielleicht eine bestimmte Haltung, die einem Pferd antrainiert wird (in diesem Fall das „Kopf tief“) in der Lage ist, Muskulatur zu trainieren. Hier vor allem Muskulatur, die das „leicht überbaute“, mit einem kleinen Hängebauch ausgestattete Pferd in einen besseren Oberlinienzustand bringen sollte. Nun ist das ein Feld, auf dem man ganz viel aneinander vorbeischreiben kann. Das passierte auch hier. Aber eins bleibt doch eigentlich immer wahr: Pferde sollen von hinten nach vorn trainiert werden.
Dass ein „Kopf tief“ ein Pferd in einen entspannteren Modus bringen kann und damit auch dazu beiträgt, dass Bewegung überhaupt erst gymnastisch wertvoll ausgeführt wird, bestreitet wohl niemand ernsthaft. Aber das reine Erarbeiten von guter Gesamthaltung über eine ankonditionierte Einzelhaltung selbst ist für mich nicht der richtige Weg. Und ich bin auch ziemlich sicher, dass das gar nicht geht!
Es gibt einen ne.udeutsch so schön formulierten Merksatz: „Form follows function“, "Die Funktion bedingt die Form" oder von mir ganz frei übersetzt: „Bewegung macht Haltung". Gerade bei Pferden die wirklich oder auch nur gefühlt überbaut sind, hilft nur der Weg über die Dynamik der Hinterbeine, die man über den Rücken und einen unmanipulierten Hals bis hin ins Genick und zum Maul erarbeiten muss. Ist diese Dynamik da, hat man über das automatisch dadurch erfolgte Bauchmuskeltraining auch den Rücken als Bewegungszentrale frei und kann dann ganz vorsichtig versuchen, diese Dynamik in einen schönen Spannungsbogen umzulenken. Alles andere führt zu weiterem Absacken des Brustkorbes in den Rumpfträger hinein. Die, die wirklich überbaut sind, verbessern sich dadurch sehr, die die nie überbaut, sondern nur im Rumpfträger abgesackt waren, verlieren den Eindruck einer Kinderrutsche völlig. Versucht es einfach mal. Das geht schon im Schritt! Der nebenstehende Film entstand an einem Tag, an dem meine Stute sich bei Ekelwetter den ganzen Tag an der Heuraufe so richtig in ihren Rumpfträger hinein gehangen hatte. Bei 1,80m Stockmaß und fast 800kg nicht so günstig .;-) Man kann ganz gut erkennen, wie lediglich die Schrittlängenveränderungen in Kombination mit den Volten über den ständigen Wechsel zwischen tragen und schieben die Hinterbeindynamik verbessern und die Vorhand aus dem Abwärtstrend holen. Ohne Hilfszügel, ohne pieken und ziehen. ;-) Wenn euer Pferd vor dem Training beim Putzen noch „überbaut“ war und danach nicht mehr, habt ihr alles richtig gemacht. 😉
Gedanken vom 01.02.2020 zum Thema „Von Anspruch und Umsetzung….. oder: Dein Pferd muss doch schon…….“
Immer wieder erleben wir Pferdebesitzer solche Situationen. Vor allem die unter uns, die sich vielleicht ein Pferd einer bestimmten Linie oder Rasse angeschafft haben. „Was kann denn der/die schon so?“ „Der/ die ist doch schon 7 (oder 8 oder 9)!“
Jooooaaaa, was kann er/sie schon? Und was bedeutet das für den Besitzer? Genau darauf kommt es nämlich an. Niemand muss uns sagen, was unser Pferd können soll oder muss. In erster Linie muss es Spaß haben am geritten/ gearbeitet werden und muss so trainiert werden, dass es eine Chance hat, gesund zu bleiben. Langsamer Muskelaufbau und gesunde Kraftentwicklung bei minimaler Hilfengebung sind das hehre Ziel. Das betrifft die Pferdebesitzer mit „Sportanspruch“ genauso wie die mit „Freizeitmotivation“.
Jedes Pferd gibt sein persönliches Optimum vor. Der Kalti wird nie Grand Prix gehen wie ein Warmblut. Wer das versucht, wird dem Pferd schaden. Der Araber wird keinen Bierwagen ziehen und der Dressurcrack sich schwer tun mit 1,50m-Oxern. Was allen gleich ist, ist die Notwendigkeit einer vernünftigen Grundausbildung. Und das kann der eine Pferdebesitzer eben schon mit 6 abgeschlossen haben und der nächste erst mit 10. Der eine tuts jeden Tag auf dem Reitplatz, der andere geht ins Gelände oder baut ganz verschiedene andere Abwechslungen ein, zum Beispiel auch mal eine Garrocha für die Biegung. Es kommt auch da auf das Pferd und seine körperlichen Möglichkeiten an, aber auch auf Zeit und Können des Besitzers. Für viele ist es schwer, neben der (oft nicht pferde-affinen) Familie, dem Vollzeitjob, den man meist hat, wenn man sich ein Pferd leisten kann und diversen anderen Verpflichtungen genug Zeit und Muße abzuzweigen, um sich auch noch entspannt einer regelmäßigen guten Ausbildung zu widmen. Da dauert es dann eben beim Einen länger und beim Anderen weniger lang. Wichtig ist nur: Sind Sie und Ihr Pferd auf einem guten Weg? Wie lang der ist, ist eigentlich ganz egal, denn er ist ja bekanntlich auch das Ziel. In diesem Sinne: Viel Spaß und Gelassenheit im Umgang mit Anspruch und Umsetzung! 😊
Gedanken vom 25.1.2020 zum Thema „Schritt ist nur zum Gelenke aufwärmen da.......“
Der Schritt- für viele nur Mittel zum Zweck……
Ich gebe zu, auch für mich war das lange so. Was ist schon Schritt. Der ist zum Rumbummeln und zum Aufwärmen gut. Gearbeitet wird in Trab und Galopp. Lange Jahre war das auch meine Meinung. Bis ich in einer Trainerweiterbildung Ralf Döringshoff traf. Er ist Pferdewirtschaftsmeister, Pferdeosteopath und Trainer B Leistungssport und in dieser Kombi fachlich wirklich einer der Besten. Bei ihm lernte ich bewusst, was SchrittARBEIT bedeutet. Nämlich Arbeit! Und zwar für Reiter und Pferd. Bewusst und mit biomechanischem und gymnastischem Hintergrundwissen geritten, hat der Schritt gleich mehrere Effekte. Getragen und gesetzt im Geradeaus oder kombiniert mit Volten oder Schulterwendungen (¼ Hinterhandwendung mit geradem Hals oder in leichter Außenstellung) kann man gut zwischen Tragen und Schieben variieren, macht die Schultern freier und entlastet so die Vorhand.
Groß und gelassen durch den ganzen Körper schreitend, die Nickbewegung vom Reiter mit der Hand deutlich zulassend, lösen sich sehr gut alle Verspannungen, die sich so im Pferd befinden können. Gut zu erkennen an zunehmender Nickbewegung nach nur ein paar Minuten. Später im Zusammenspiel mit SW oder Seitengängen kann man ganz gezielt einzelne Hinterbeine ansteuern und kräftigen. Das geht übrigens auch ganz hervorragend an der Longe oder bei der Arbeit an der Hand. Ältere oder rekonvaleszente Pferde profitieren enorm von dieser Art Arbeit. Meine eigene „Omi“ Don -Röschen (wird im März 27 Jahre alt) arbeitet seit 2 Jahren fast nur noch im Schritt ohne Reiter und sieht muskulär ihrem Alter entsprechend wirklich gut aus. Und das Wichtigste: Die Pferde haben Spass dabei und merken kaum, dass sie tatsächlich richtig Arbeiten. Wer es probiert wird feststellen, dass nach 20 Minuten deutlich tiefer geatmet wird und die Anstrengung spürbar ist. Also: Einfach einmal ausprobieren. Wenn man es korrekt machen will, ist das für beide Seiten auch eine schöne Herausforderung. 😉
Gedanken vom 4.1.2020 zum Thema „Longieren.... Warum der Kreis nicht der Anfang sein kann und darf!“
Mein Spezialgebiet ist ja das Longieren, wie einige wissen. 😉 Immer wieder kommt die Frage auf, warum Pferde sich beim Longieren entziehen. Wahlweise stehen bleiben, wegstürmen, rasen, dem Longenführer auf den Schoß wollen etc. pp. Zu oft sehe ich Longenführer, die aufrüsten, zu Hilfszügeln greifen oder permanent mit der Peitsche die „Fehler“ ihres Pferdes korrigieren, die sie allerdings als Longenführer selbst durch missverständliche bis falsche Körperpositionen ausgelöst haben! Ganz oft gehörte Bemerkung: "Der/die hat einfach keinen Bock auf Longieren!"
FALSCH!
Der Kreis in Stellung und Biegung, locker in allen drei Gangarten, vielleicht noch mit Wechseln aus leichter Versammlung und Zulegen, ist das Idealziel der Ausbildung an der einfachen Longe. Er kann aber nicht der Anfang sein.
Der Kreis wird massiv unterschätzt. Ob an der Longe oder unter dem Sattel. Pferde müssen zuerst einmal lernen, auf einem Kreis die Balance wieder zu finden. Eine Balance, die unsere Vorstellung von Balance ist. Nicht die unserer Pferde. Runde um Runde werden Pferde auf einem Zirkel gearbeitet, das Pferd kippt auf die innere Schulter, das innere VB kann schon gar nicht mehr und stampft sich in den Fesselträger hinein :-(.
Die Kruppe weicht nach außen aus, das Genick verkantet und ich höre vom RL auch noch: „Inneres Bein !! Inneres Bein!!“ statt einfach mal sehr viel schneller die Hand zu wechseln. Bei jungen Pferden ist da manchmal noch nicht mal ein ganzer Zirkel drin. Der Kreis ist für Pferde ebene gerade Schwerstarbeit. Vor allem auf der steifen Seite, weil jedes Dehnen und Verschieben der dem Pferd angenehmen Balancesituation zu Adrenalinschüben führt. Pferde sind auf dem Kreis der Flieh- und Scherkraft ausgesetzt, haben Balanceprobleme und bekommen Stress. Und diese Probleme erzeugen im Fluchttier Pferd Angst, weil es sich auf seinen Füssen nicht sicher fühlt. Von den körperlich schädlichen Kompensationen fang ich gar nicht erst an. Genau das führt zu Reaktionen wie umdrehen, wegstürmen, ausfallen, mauern...... etc. pp. Lernen tun sie in diesen Situationen gar nichts. Hilfszügel verstärken die Reaktionen durch die Fixierung des Halses noch und verspannen das Pferd zusätzlich. Ich beginne das Longieren entweder ganz langsam auf dicht mit Führübungen, die nur kurz eine Kreislinie abbilden, dann wieder geradeaus gehen. Dabei bitte ich das Pferd IM RICHTIGEN BIOMECHANISCHEN MOMENT immer mal wieder um leichte Stellung. Merke ich ausweichen oder Unwillen, geh ich sofort geradeaus und versuche es erneut. Pferde, die die Nähe schlecht ertragen, machen das auf etwa 2 m Entfernung ganze Bahn im Wechsel mit großen Voltenansätzen. Diese Art Arbeit setzt natürlich voraus, dass man sein Pferd auf Abstand geradeaus longieren und über den eigenen Körper auf jeden Weg dirigieren kann, was schwieriger ist, als manche glauben. ;-) Probiert es einfach mal aus.
Gedanken vom 12.11.2019 zum Thema „Die Komfortzone 2.0“ oder auch „ Das macht er zu Hause sonst immer viel besser……. „
Ort: Ein Kurs in Deutschland, Thema: Longieren, 7 Teilnehmer mit 8 ganz unterschiedlichen Pferden. Quarter, Warmblut, Haflinger, Tinker……… fast alle sind in der ersten Einheit etwas aufgeregt. Neue Halle, weg von zu Hause, Besitzer unter Spannung wegen Kurssituation etc. pp. Wir üben uns langsam an alles heran und das Wochenende nimmt seinen Lauf. Manche Pferde gehen in kleinen, manche in größeren Schritten voran, bei allem erkennt man schnell, wo sie ihre Probleme haben.
Immer mal wieder höre ich vom Besitzer: „Ich verstehe das gar nicht! Das geht zu Hause viel besser, da hat er zu Hause gar kein Problem mit.“
Warum ist das wohl so? Was sehe ich, wenn ich Pferd und Besitzer mal allein machen lasse und nur mal beobachte?
Ich bitte um korrektes Arbeiten: „Bitte ein wenig mehr Kontakt halten, bitte ein wenig größeren Schritt erbitten, bitte ein wenig mehr Stellung, bitte mal einen halben Kreis versuchen“……… und schon geht das Theater los. Das erste Pferd dreht um, geht seinen eigenen Weg, beobachtet schlangenartig jeden kleinen Stellungsfehler des Menschen um umzudrehen und aus der Nummer rauszukommen. Besitzer 1 korrigiert das mit ganz viel Geduld und Verständnis akribisch und in Ruhe stoisch und geduldig, jeweils 2 Minuten später das gleiche Bild. Das wiederholt sich ein paarmal. Meinen, der Notwendigkeit geschuldet schnell hintereinander folgenden Anweisungen kann Besitzer 1 kaum noch folgen, also muss ich ihr das Pferd einmal aus der Hand nehmen und sie mit den Augen klauen lassen. Die Stimme wird laut, die Peitsche knallt einmal vor der Schulter des Pferdes auf den Boden, das Pferd macht große Augen, startet noch einen Versuch mit gleicher Konsequenz. Es läuft auf der ungeliebten Hand in Stellung und Biegung nach seinen Möglichkeiten los, wird sofort gelobt und gefeiert. Ich bin wieder die freundlichste Person in der Halle und 2 Minuten später schafft das auch die Besitzerin.
Pferd Nummer zwei (Tinker 😉 ) hat das gleiche Problem mit der gleichen Übung. Der Besitzer ist von Natur aus taff und konsequent, „weist dem Pferd an“ , dass das umdrehen gefälligst zu unterbleiben hat. Das Pferd steht, funkelt den Besitzer an, marschiert rückwärts…… die Peitsche knallt auf den Boden, keine Reaktion, die Peitsche deutet an zu touchieren……. Keine Reaktion….., die Peitsche touchiert die Kruppe……… das Pferd setzt zum Rückwärts auf den Besitzer zu an…….. das ist der Moment, indem ich auch hier selbst eingreife.
Druck raus, Peitsche weg, dicht ans Pferd, ausatmen. Ich lasse auch diesen Besitzer mit den Augen klauen. In mir ist keine Zank- und Streitenergie……. Ich bin ganz neutral, ich weiß, woher das Verhalten kommt, ich hab Verständnis…….ich lass ihn kurz halten und warte. Gehe dann, ganz dicht an ihm dran, mit der Hand auf seiner Nase vorsichtig mit ihm los. Ich bitte im richtigen Moment um leichte Stellung, bekomme zwei Schritte, Pferd steht, der Hals ist hart wie ein Brett…… ich warte, rede leise mit ihm, er lässt los, ich gehe zwei Schritte, ich gehe noch zwei Schritte, er steht…….. ich warte…… ich gehe 6 Schritte …… nach 2 Minuten trabt der Tinker neben mir in Stellung für drei-vier Tritte an. Ich übergebe an den Besitzer, der das mit dem Trab nicht ganz hinbekommt, aber sofort nach dem ersten Stehenbleiben sagt: „Oh, der macht sich ja total fest!“ ….. Ja genau…… und am Freitag in der Theorie haben wir über den Sympathikusnerv gesprochen 😉. Nach zwei Minuten trabt das Pferd für zwei Tritte auch mit dem Besitzer.
Die Moral von der Geschichte sind eigentlich zwei:
1.: Was Pferd 1 braucht ist für Pferd 2 völlig kontraproduktiv. Es gibt keinen Weg ohne Serpentinen, ohne “um die Ecke denken“ und ohne „points of return“……Pferde haben eben IMMER einen Grund für Widersetzlichkeit!
2.. Warum machen sie das hier und zu Hause nicht? Weil man es sich zu Hause meist gemütlich einrichtet hat.😉 Man trainiert eingeschliffene gemeinsame Bewegungsmuster, und hat sich gegenseitig in einer gewissen Bequemlichkeit und Zufriedenheit eingerichtet. Gymnastisch nicht schädlich, aber auch nicht wirklich förderlich. Das Pferd versucht die Aufgabe so energiesparend wie möglich und ohne große Veränderung der eigenen Bewegungsmuster zu lösen, der Besitzer geht mit, ist weich und stört nicht. Ich betone ausdrücklich: Das ist TOLL! Als Übungsphasen des Lernens und Verfestigens absolut notwendig. Aber auf Dauer wird es beide nicht weiterbringen. Dann kommt man zum Kurs und plötzlich ist Schluss mit der Bequemlichkeit. 😉 Probleme werden deutlich und man schält sie nach und nach ab, wie die Häute einer Zwiebel. Beide Pferde wurden aus schlechter Haltung bzw. gruseligem Schulpferdebetrieb heraus gekauft. Das Bewusstsein, dass da schlechte Erfahrungen en Masse drinstecken ist also absolut da. Es fehlt nur ein wenig Erfahrung. Beide sind schon ganz weit gekommen und das ist eine tolle Leistung, vor der ich meinen Hut ziehe. Und trotzdem ist es meine Aufgabe, ihnen nun klar zu machen, dass man sich darauf nicht ausruhen kann. Das ist eine Herausforderung für mich als Trainer und ich freu mich total über die Bemerkung: „Könnte sein, dass du recht hast, ich will das nicht ausschließen.“ Joaaaa….. könnte sein…. denke ich und ertappe mich bei dem Gedanken, dass es bei mir selbst ab und an ganz genauso aussieht. ;-)
Gedanken vom 03.11.2019 zum Thema „Was ist daran leicht?" oder "Vielleicht verpasste Möglichkeiten“.
Auf einer anderen Plattform ging es vor Kurzem um eine Diskussion, die immer mal wieder auftaucht und das auch kontrovers. Das Leichttraben.
Wer es nur zum Lösen und Aufwärmen versteht, verpasst nach meiner Meinung seine Möglichkeiten.Für mich persönlich ist das Leichttraben existentiell, denn mit zwei schweren Bandscheibenvorfällen bin ich gerade erst wieder dabei, mich langsam ans Aussitzen heran zu tasten. In den zwei Jahren, die ich jetzt ausschließlich leichttraben kann, haben ich gelernt, wie wertvoll das Leichttraben sein kann und wieviel man damit eigentlich bewegen kann. Die meisten Reiter verstehen darunter lediglich "Aufstehen-Hinsetzen" und gelernt haben wir nur, "dass wir damit den Rücken entlasten" Aber es ist so viel mehr. Ich kann alle Bahnfiguren, Biegungen, SG auch im Leichttraben reiten.
Jeder weiß, wie sehr das Pferd auf Gleichgewichtsänderung reagiert. Das mache ich mir auch beim Leittraben zunutze. Ich kann ganz wenig leichttraben, mehr aus- als einatmend in einem ganz ruhigen Rhythmus mich einfach nur etwas hochschwingen lassen. Das ist lösend und entspannend für beide. Ich kann aber auch über meinen eigenen Schwerpunkt den Schwung beeinflussen. Den nach vorn oder auch verhaltend und vor Allem auch die Biegung an den äußeren Zügel. Ich kann den Rücken hochholen indem ich ihn gedanklich beim Aufstehen "ansauge" und ich kann mein Pferd auch im Leichttraben leicht versammeln. Je nachdem, ob ich selbst (vom Lot aus gesehen) schwungtechnisch mehr nach vorn, in die Mitte oder nach unten aufstehe bzw. einsitze. Ich kann über das vermehrte Umsitzen einzelne Hinterbeine und die Rumpfträger be- oder entlasten und so bewusst kräftigen oder lösen.
Das ist dann durchaus Arbeit, die den meisten Pferden dazu verhilft, sich wirklich locker durch den ganzen Körper zu bewegen. Sicherlich ist einiges im Aussitzen effektiver, wenn man es schafft, den Rücken zu begleiten und nicht zu stören. Aber das Leichttraben auszuschließen oder als zum Arbeiten als nicht tauglich zu betrachten, wird ihm mM. nach nicht gerecht.
Gedanken vom 28.10.2019 zum Thema "Rattenfänger haben nur Flötentöne!"
Was fangen wir nun an mit dem Ergebnis der Wahl in Thüringen (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg)? Es ist erschreckend, ohne Frage. Gerade da, wo die extremste Ausprägung der AfD vorherrscht, ist das Ergebnis, wie es ist.
Das kann nun auch niemand mehr mit den „Abgehängten“ erklären. Für mich ist das Angst in Verbindung mit Bequemlichkeit. Alles was im Moment an politischer Veränderung so abgeht kann Angst machen und es wird unbequem. Verliere ich das, was ich (vielleicht schon zum zweiten Mal) aufgebaut habe? Will man mir immer nur ans Geld? Muss ich raus aus meiner Komfortzone? Das will man natürlich nicht. Dazu kommt das ständige Kreisen der Altparteien um sich selbst und um Probleme, die an den Menschen völlig vorbeigehen. Meine Heimatstadt ist das beste Beispiel. Was hier an Schwachsinn abgeht lässt Berliner Bürger aus dem Kopfschütteln nicht mehr rauskommen. Teilweise möchte man hier die Gesellschaftsordnung in die andere Richtung verändern. Da hat „Die Linke“ in Thüringen noch mal Glück gehabt, dass Herr Ramelow ein eher pragmatischer Vertreter seiner Partei ist.
Die Wahlergebnisse erschrecken und sie gefallen mir nicht. Aber ich denke auch, wir dürfen jetzt nicht die gleichen Fehler machen, die wir bei AfD und Co kritisieren: Nämlich ausgrenzen und wegschicken. Wir müssen reden Deutschland! Das wurde schon seit den Pegida-Zeiten in Dresden versäumt. Ob ein trotziges Kind, ein unkooperatives Pferd oder ein „Protestwähler“. Mit Strafe und Schuldzuweisung erntet man nur mehr Protest! Schlau machen, argumentieren, Sachthemen hinterfragen, versuchen einen anderen Weg zu zeigen.
Eine andere Chance haben wir nicht. Ich werde niemanden „entfreunden“, der bereit ist, mit mir zu diskutieren. Ich werde auch nicht knapp über 20% der Wähler als „braune Brut“ bezeichnen. Denn ich kenne mehrere und weiß, dass es ganz bestimmt nicht so ist. Ich werde die Hoffnung auf die Vernunft nicht aufgeben. Denn ansonsten würde ich resignieren und ich wäre auch nichts weiter ein Populist. Reden schwingen und schimpfen ohne sinnvolle Taten folgen zu lassen. Das ist nicht meine Art. Meine Tat ist, sich auseinanderzusetzen. Jammern, wütend um sich schlagen und Wehklagen bringen uns nicht weiter.
Plan B muss her: Die Menschen wieder in die andere Richtung mitnehmen!
Gedanken vom 21.10.2019 zum Thema „Stutenbissigkeit“ oder „Die Sache mit dem Wald….“
Immer wieder fällt mir auf, wieviel Zeit und Energie Menschen aufwenden, um Meinungen die von der eigenen abweichen oder Einstellungen, die nicht die eigene widerspiegeln, in Grund und Boden zu zerreden bzw. zu zerschreiben. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Toleranz und die innere Ruhe der Menschen auch geringer werden, je mehr die Bekanntheit zunimmt.
Zu viele haben sich einem System verschrieben, in welchem Metier auch immer und verteidigen dies bis aufs Blut. Ob eine andere Meinung nun korrekt, schwammig oder einfach auch mal überdenkenswert ist…….. sie wird abgelehnt.
Die Debattenkultur in unserem Land ist so gut wie nicht mehr existent. Im wahren Leben nicht und im Netz schon gar nicht. Ganz besonders aufgefallen ist mir das neulich, beim Schauen einer Fernsehdebatte vor den Wahlen in Österreich. Man kann zu den dortigen Parteien stehen wie man will, aber dort lässt man sich ausreden und kontert leise und höflich. Was passiert hier? Jeder regt sich auf über den US-amerikanischen Präsidenten. Aber ganz viele benehmen sich „trumpiger“ denn je.
Was unsere Branche betrifft, wird es immer schlimmer. Das mehrere Wege nach Rom führen könnten, solange sie pferdegerecht bleiben, ist oft in Vergessenheit geraten. Marketing ist wichtig. Ganz zweifelsfrei. Nur wollen wir es so handhaben, wie in der Showbranche?
Jeder negative Beitrag ist auch Werbung? Manchmal drängt sich einem wirklich das Gefühl auf, dass es vorrangig nur ums Verkaufen geht und inzwischen weniger darum, dass Pferde und Menschen ein durchdachtes und gesundheitsförderndes Training bekommen. Dass mit diesen ganzen Streitereien normale Pferdebesitzer zusätzlich verunsichert und die Lager weiter gespalten werden, ist eine weitere fatale Folge solcher Gebaren. Dass denkende Menschen sich aber auch Gedanken machen, wie Personen mit Kritik und Einwürfen anderer umgehen, vor Allem dann, wenn sie selbst auch ganz gut austeilen können, wird offenbar wegen verletzter Eitelkeit und „überschäumendem Temperament“ 😉 vergessen. Schade! Denn gerade in unserer Branche würde man mit einer respektvollen Debattenkultur viel erreichen können. Wissen vermitteln und Pferdeleben und Training besser machen. Auch das ist Marketing wie einige eindrucksvoll beweisen. Für mich die deutlich bessere Variante!
Gedanken zum Mittwoch 02.10.2019: Was Gemüse und Weiterbildung gemeinsam haben.. oder "Regional ist nachhaltig"
Eine liebe Kollegin und Freundin von mir hat heute in den „sozialen“ Medien 😉 einen Begriff aufgebracht: Nachhaltigkeit der Wissensvermittlung...... ein tolles Thema.
Leider ist das in unserem immer schneller werdenden Alltag mit der damit verbundenen Oberflächlichkeit schwierig zu vermitteln.
Nachhaltigkeit hat nämlich immer was mit Einstellung zu tun. Mit lebenslangem Lernen, mit der Bereitschaft, sich selbst als unfertig und wissensbedürftig zu reflektieren. Die Bereitschaft schwindet nach meiner Erfahrung immer häufiger. Man möchte lieber entertaint werden. Veranstaltungen, die eher eine Comedyshow sind, als effektive Weiterbildung, werden gern und gut gebucht. Ein sachlicher Workshop zum komplexen Thema Pferdeausbildung, in welchem Bereich auch immer, hat es aber zur Zeit schwer, die Mindestteilnehmerzahl zu erreichen.
Die Info kriegt man ja vermeintlich auch im Netz. Das Angebot ist groß, und das ist auch gut so. Aber ich gebe zu bedenken, dass „Tapen für den Hausgebrauch“, „Wie physiotherapiere ich mein Pferd selbst“, " Hufbearbeitung leicht gemacht" oder auch „ Laser für Anfänger“ ( alles fiktive Titel!) 😉 Dinge sind, für die die entsprechenden Therapeuten 2 und mehr Jahre Ausbildung und weitere Jahre der praktischen Erfahrung benötigen, um gut zu werden. Das lernt man nicht eben mal an einem Wochenende. Leider ist es oft so, dass die Pferde dann im günstigsten Fall nicht profitieren. Den weniger günstigen Fall wollen wir uns gar nicht erst ausmalen.
„Schuster bleib bei deinen Leisten“ ist immer noch wahr. Grundlagenwissen ist wichtig! In jedem Level des Reitsports. Es gibt auch ab und an einen cleveren Tipp bei FB und Co. Das will ich gar nicht bestreiten. Zumindest solange Idealisten im Sinne unserer Pferde weiter Zeit und Mumm haben, gegen die allgemeine Oberflächlichkeit anzuschreiben. 😉 In den entsprechenden Gruppen findet man nicht nur zu einem Thema 15 Meinungen von 13 verschiedenen Leuten, sondern manchmal auch haarsträubende Tipps, die man besser nicht anwenden sollte. Unreflektiert und praxisfern nachgemacht, macht man alles vielleicht eher schlimmer.
Dabei geben gerade Angebote in regionalen Veranstaltungen zu interessanten Themen die Chance, sich in kleinerem Rahnen zu trauen Nachfragen zu stellen, tiefere Erklärung zu bekommen, nah dran zu sein und das Ganze dann vielleicht auch noch im Nachgang wegen der geringeren Entfernung gemeinsam ins Praktische zu überführen. So sieht Nachhaltigkeit aus. Sich schlau machen, eine Meinung bilden, nachfragen, nacharbeiten, unter Anleitung dranbleiben. Das alles geht „ums Eck“ besonders gut. Schaut einfach mal in eurer Region. Ihr werdet staunen, wo überall sich kompetente Leute verstecken, die "erreichbar" sind. Nicht nur territorial! 😉
Gedanken zum Montag 23.9.2019: Das Ding mit der Komfortzone
Er ist schmal, der Grat zwischen noch nicht können, gar nicht können und nicht wollen. Und der Unterschied ist manchmal so schwer zu erkennen.
Trotzdem müssen wir als Trainer unserer Pferde jeden Tag diese Entscheidung treffen. Sei es der Kasper, der es mit dem Anstand nicht so hat, der Jungspund, der sich mit dem Galopp schwer tut oder die Omi, die etwas steif und arthrotisch geworden ist.
Zuerst sind wir es, die aus unserer Komfortzone müssen, denn es ist allemal bequemer, das Schwierige zu vermeiden. ;-) Klare Regeln und eine liebevolle Konsequenz sind aber für den Kasper wichtig. Und für den Menschen die Lebensversicherung. Den ungeliebten Galopp über clevere , aber natürlich auch anstrengende Übungen weiter zu verbessern kostet Kraft und Engagement auf beiden Seiten. Und die arthrotische Omi wird vom Rumstehen nicht beweglicher, auch wenn einen am Anfang der Stunde fast das schlechte Gewissen plagt, beim Anblick des Gangbildes. Will man sein Pferd pferdegerecht trainieren, muss man Komfortzonen erweitern. Das heißt nicht, dass man über Lahmheiten hinweg reitet oder longiert. So etwas bedarf natürlich einer Abklärung. Aber die beste Prävention und Reha sind immer noch gutes, durchdacht aufgebautes Training. Unsere Pferde haben uns nicht weniger lieb, wenn wir sie liebevoll und pferdegerecht fordern. Im Gegenteil. Das Stichwort dazu lautet: Myokine
Die Ausschüttung von Myokinen erfolgt in der Muskulatur und den Faszien. Myokine sorgen für die Gesunderhaltung und Selbstheilung des Körpers und stärken das Immunsystem . Muskeln und Faszien interagieren so direkt mit dem Immunsystem. Die Myokinausschüttung erfolgt optimal in kurzen aber intensiven Anstrengungsphasen mit darauf folgenden aktiven Pausen. Regelmäßiges Training an oder auch mal über die Komfortzone ist also aktives Gesundheitsmanagement. In diesem Sinne. Auf in eine aktive Herbst- und Wintersaison. Eure Beate
Gedanken zum Mittwoch 14.8.2019: Von unterschiedlichen Prioritäten oder „Alles hängt zusammen.“
„Pferde-Gerecht-Trainieren“…… dieser Passus im Namen meiner Website hat ja eine zweiseitige Bedeutung : „pferdegerecht trainieren….“ und „Pferde gerecht trainieren.…..“ .
„Wo ist der Unterschied?“ fragen sich vielleicht einige Jüngere, die das Pech hatten, nach der neuen Rechtschreibung Deutschunterricht zu haben. 😉 Aber Spaß beiseite: Wie dicht beides zusammenhängt habe ich letzte Woche wieder einmal erlebt.
Vor Allem, dass es eben genau nicht nur darauf ankommt: Auf das Trainieren.
Es gibt Reitanlagen, da passt für das Training vieles bis alles: Eine schöne Halle, ein toller Außenplatz, vielleicht noch ein Vielseitigkeitsterrain oder extreme Trail für die Abwechslung. Doch was, machen die Pferde die restlichen Stunden des Tages?
Ist eine nicht sehr große Paddockbox in der heutigen Zeit noch pferdegerecht? Wie steht es um freien Auslauf, auch wenn man vielleicht in einer Weiterbildung zweimal am Tag trainiert? Müssen sich völlig fremde Pferde es einfach mal auf wenig Platz nebeneinander aushalten? Müssen unsere Pferde da einfach durch?
Ich sage: Nein, müssen sie nicht. Denn es gehört auch das zum Pferde-gerecht Sein: Die eigenen Ansprüche hinter die des Pferdes zurück zu stellen und wenn es nicht passt, den Anker zu werfen. Auch wenn es beschwerlich ist, man sich sicherlich nicht beliebt macht und es Geld kostet.
Denn wenn das Pferd mental dicht macht, sind nicht nur Verletzungen vorprogrammiert, sondern man verliert neben noch mehr Geld, weil das Training nichts bringt, noch viel mehr: Die Freude seines Pferdes und die eigene Freude. Und dann wird jedes Training ungerecht!
In diesem Sinne: Überprüft, was ihr als normal empfindet. Denn eure Pferde haben Ansprüche, auch wenn manche das manchmal gar nicht mehr so eindrücklich zeigen, weil sie es kaum anders kennen.
Wichtig sind weniger die Halle und der Platzboden. Wichtig sind genug Heu, genug Platz, freie Bewegung und im Heimatstall eine funktionieren Herde mit Freunden. So würden sich schon ganz viele umgangstechnische und auch gesundheitliche Probleme fast wie von Zauberhand lösen.
Schaut euren Pferden in die Augen und fragt euch, ob es Freude ist, was ihr da seht.
Wenn ihr nur die leisesten Zweifel habt, ändert was! Für euch ist die Zeit mit eurem Pferd eine begrenzte Zeitspanne in eurem Leben.
Für euer Pferd ist es sein GANZES Leben! Eure Beate
06.08.2019, 23.03 Uhr:
Heute hab ich Gedanken. Und zwar fröhliche, denn ich sitze gemütlich in Wedel bei Hamburg und habe soeben meine neue Homepage ganz alleine fertig gebaut. Hätte nicht gedacht dass ich das tatsächlich kann. Sicher wird es im Laufe der Zeit noch das eine oder andere facelifting geben. Aber erst einmal ist alles so, wie ich es mir vorgestellt habe. Erfahrungslernen: Check!
..