"h.e.l.P"      
Gutes Pferdetraining ist kein Hexenwerk  von und mit Beate Petrick

Diagnose MiM (ehem.PSSM 2) - Und was nun?

Juni 2018

Komisch war das schon, so ab ca. 2018. Mein junges Pferd- das „Kleine Schwarze“- sollte nach schonendem Anreiten und Ausbildung mit Wissen, Zeit und viel Geduld nun langsam ins Tragen kommen, seinen Körper selbst verwalten und  über Balance in Kopf und Körper und sinnvolle Gymnastik Kraft entwickeln.

Seit 2016 hatte ich mir zweimal im Jahr in Vorort-Trainings bei Tuuli Tietze im Harz und immer wieder Kursen mit guten Trainern bei uns auf dem Hof den nötigen Feinschliff vermitteln lassen. Bis 2018-2019 ging es auch immer mal wieder gut voran…….

Ab dann folgte jedem kurzen Aufschwung plötzlich immer wieder Täler aus denen wir uns beide mehrfach mit der Devise „back to basics“  nur langsam wieder herausarbeiten konnten.
Der Galopp blieb sehr ungeliebt und angehende Versammlung führte zu immer mehr Widerstand. Was war nur los? Alle meine Trainingspferde machten Fortschritte auf allen Gebieten, nur mein eigenes Pferd kam nicht weiter. Bin ich zu doof, das eigene Pferd  gut auszubilden? Ist man als Trainer zu vorsichtig und zu emotional mit den eigenen?
Ich  glaubte das von mir nicht! Ich hab alle meine Trainingspferde auch sehr gern und alle bekommen die gleiche Rücksicht und Vorsicht wie meine eigenen.
Und doch blieb alles schwierig.

April 2019

Im Jahr 2019 habe ich dann zu ersten Mal Claudia Benedela für einen Kurs auf unseren Hof eigeladen und bekam eine Ahnung davon, wie unglaublich weitläufig das Pferdetraining, vor allem im Reha- und Aufbaubereich  noch sein kann. Und ich dachte immer, ich bin schon ganz gut im Sehen und Fühlen. Aber was Claudia kann ist wirklich absolut einzigartig.
Da hörte ich auch zum ersten Mal  was von PSSM. Und Jahr für Jahr wurde das Bild klarer. Ich erlebte aus der Ferne, wie Internetbekanntschaften mit ihren Pferden diese Diagnose bekamen und was das bedeutete. Ich sah bei einigen Schülerpferden Symptome, die ich nun halbwegs zuordnen konnte. Zwei Jahre Corona bremsten alles noch ein bisschen aus. Jeder gute Tag nährte erst einmal wieder Hoffnung, dass nun auch so alles gut wird. Aber so langsam schlich sich ein Gedanke in meinen Kopf, den ich eigentlich lieber nicht zulassen wollte. Trotzdem beschäftigte ich mich weiter mit dem Thema. Fütterte schon mal  hochdosiert Mangan. Es wurde besser, wieder hatte ich Hoffnung.....

April 2022

 Maggies Bewegungsmöglichkeiten verschlechterten sich schleichend weiter. Im Frühjahr 2022 war Claudia wieder bei uns und nach ein-zwei Gesprächen mit ihr, war mir dann klar: Wenn es so ist, ist es besser, dass ich es weiß. Denn nur dann kann ich auch etwas dagegen tun.
Ende Mai kam dann der Laborbericht: n/P2 und Px/Px (RER)…… tja. Aber was fange ich nun damit an? Was ist das überhaupt? Ein ganzes Wochenende las ich, telefonierte und saugte alles auf, wie ein Schwamm. Und dann hatte ich einen Plan.
Und wenn ich einen Plan habe, bin ich ruhig und zuversichtlich. 

Allgemeines

PSSM (PolySaccharidSpeicherMyopathie) 2 ist eigentlich eine nicht ganz korrekte Bezeichnung, denn Pferde mit genetisch bedingten Myopathien haben nicht zwingend ein Problem mit Zucker. Da man die auftretenden Symptome und Varianten anfangs nicht gut deuten konnte, wurde alles eben der  Zucker-Speichermyopathie (PSSM 1) zugeschoben.
Inzwischen weiß man , dass es bisher  bei PSSM 2 nachweisbar 8 Varianten gibt, wahrscheinlich aber noch mehr.  Das ganze Thema ist ziemlich komplex und wer sich da weiter reinarbeiten will oder muss, findet viel im Netz dazu. Ich kann eine Serie bei Youtube aus dem Boxengold® Vita-Chat sehr empfehlen. Dort sind Zusammenhänge, Symptome und Maßnahmen verständlich erklärt.

Deshalb will ich das hier auch gar nicht weiter ausdehnen.
Ich werde, so Zeit ist, in unregelmäßigen Abständen  kleine Berichte zum Thema schreiben. Vorzugsweise uns selbst betreffend. Was füttere ich, wie trainiere ich, was bringt es, oder eben auch nicht. Ich hoffe dass ich damit anderen betroffenen Pferdebesitzern und ihren Pferden helfen kann, mit der Diagnose besser klar zu kommen.  Denn wir müssen unbedingt dafür kämpfen, dass PSSM2 von Züchtern, Verantwortlichen und Tierärzten nicht als „Modekrankheit und Entschuldigung für Pferdebesitzer, die unfähig sind, ihre Pferde vernünftig zu trainieren“ (Zitatende) abgetan wird. So ist nämlich bisher die Meinung dazu. Züchter mögen sich mit dem Thema sowieso kaum beschäftigen.
Warum wundert mich das nicht?

Konsequenzen

Weil private Datensammlungen von Pedigrees betroffener Pferdebesitzer Spezialisten  vermuten lassen, dass sich in den letzten 15 Jahren eine Zahl von  um die 60 % betroffener Pferde angesammelt hat, weil es sehr bekannte Zuchtlinien betrifft. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Statt endlich anzufangen, sich mit der Thematik zu befassen und etwas dagegen zu tun, streiten sich Züchter und die meisten Tierärzte lieber mit Betroffenen und Forschenden herum, weil ja die Gentests noch nicht validiert sind.
Andererseits gibt es auch schon Zuchtverbände die ihren Mitgliedern hinter vorgehaltener Hand die Tests empfehlen, um wenigstens einen Überblick zu behalten und möglichst nicht auch noch reinerbige mit reinerbigen Pferden zu verpaaren.
Es ist ein riesiges Problem und leider ist es momentan noch so, dass 95 von hundert betroffenen Pferden „ faul“, bockig“, „unrittig“, „zickig“ oder was auch immer sind. Da werden tausende Euro von verzweifelten Besitzern in  Röntgenbilder, MRT und immer wiederkehrende Lahmheitsunteruchungen gesteckt, ohne dass man die wahre Ursache erkennt. Und so bleiben die meisten halt „Montagspferd“.
Vielleicht es aber auch einfach nur so, dass sie  wirklich nicht können und man mit ein wenig Recherche und Futterumstellungen dem Pferd ganz viel Gutes tun kann! Ich möchte dazu beitragen, Pferdebesitzern Verständnis für diese Krankheit zu vermitteln und vielen, die es als Modediagnose ansehen erklären, dass sich die Zucht da offenbar unbemerkt eine "Seuche" in die Pferde gezüchtet hat, die man gar nicht auf dem Schirm hatte. Die Pferde leiden und das an Myopathien (also Muskelkrankheiten) viel mehr hängt als die Bewegung muss jedem klar sein. Die Verdauung funktioniert auch über Muskulatur, die Atmung ebenfalls und dass das Herz nichts weiter als ein Muskel ist, muss ich wohl niemandem erklären. Also: Interesseriert euch, macht euch schlau, lasst Pferde mit den Symptomen testen und tut was dagegen. Im Interesse eurer Pferde und aller Fohlen, die noch auf diese Welt kommen!

 
 
 
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